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Aktuell Leserbrief

»Die Oststadt wird verhätschelt«

Zum Artikel »Kleiner Schnitt, großer Schritt« vom 30. August (per E-Mail)

Jetzt ist es amtlich: Radfahrer vor. Und noch eins ist amtlich, zumindest wenn es nach der Berichterstattung des GEA geht: Es gibt eine Elite. Mehrklassengesellschaft. Falscher Wohnort, niedrigere Einstufung. Seit Jahren kann man beobachten, wie die Oststadt verhätschelt wird. Verkehrsberuhigung hier, spezielle Einbahnstraßenregelungen für Fahrradfahrer dort. Nebenbei erwähnt: Die Stadtbahn ist dort auch unerwünscht, deshalb ist die Honauer Trasse keine Option für die Stadt. Keine Gleichbehandlung für alle Verkehrsteilnehmer und Stadtteile. Während über dem Storlach, Orschel-Hagen, Voller Brunnen und Sondelfingen das Damoklesschwert hängt (Dietwegtrasse mit erhöhtem Verkehrsaufkommen, Lärm und Smog).

Herr Keck, Sie sagen immer wieder, dass Sie für alle Bürger da sind. Auch für Autofahrer und Fußgänger? Wenigstens eine echte Fußgängerzone wäre ein Anfang. Aber leider haben wir diese nicht. Nacht- und Nebelaktion in der Paul-Pfizer-Straße. Wenn man Bürger vor vollendeten Tatsachen stellt, ist der Widerstand nicht mehr so groß. Mittendrin eine Fahrtrichtungsänderung. Leute, das Auto wird uns noch lange erhalten bleiben, egal in welcher Form. Da sind nun mal Parkplätze notwendig. Für Fahrräder werden ja auch Parkmöglichkeiten bereitgestellt. Sehen wir mal, wie lange Zinser und C&A uns erhalten bleiben. Kaufhof und Breuninger machten den Anfang. Die Einkaufsstadt Reutlingen ist unattraktiv geworden.

Seit meiner Geburt lebe ich hier, jetzt bin ich als Autofahrer unerwünscht. Ich werde meiner Heimatstadt den Rücken zukehren, zumindest was das »in die City« gehen angeht. Gibt ja noch andere Städte in der Umgebung. Idealismus ist gut und wichtig. Aber wenn Fanatismus die Führung übernimmt, geht die Demokratie flöten. Ich hatte gehofft, mit jungen Stadträten kommt auch wieder eine faire Stadtführung. Wie es aussieht, haben die ewigen Stadträte die Jungen schon unter ihre Fittiche genommen. Nicht Task Force Fahrrad sonder Task Force Verkehr ist nötig. Ein gleichberechtigtes Miteinander wird auch alle Bürger mitnehmen. So wie es im Moment ist, bleibt die Elite unter sich.

 

Klaus Ziese, Reutlingen