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Aktuell Leserbrief

»Deutschland beschädigt sein Ansehen«

Türkischer Einmarsch in Syrien ()

Die Türkei ist in diesen Tagen mit starken Verbänden in Syrien einmarschiert, genauer gesagt in den überwiegend von Kurden bewohnten und autonom verwalteten Kanton Afrin. Das ist ein völkerrechtswidriger Angriff.

Angeblich ist das Ziel des türkischen Einmarsches die Bekämpfung der von der Türkei als Terroristen bezeichneten YPG. In der Presse bei uns wird ein ganz anderes Ziel genannt: die Autonomie der Kurden in diesem Gebiet zu zerschlagen.

Autonomie für die Kurden, egal wo, ist für die meisten Türken nicht akzeptabel und wird als Bedrohung angesehen. Dabei war es vor allem die Türkei, die mit Hilfe von Frankreich und Großbritannien nach dem Ersten Weltkrieg einen unabhängigen kurdischen Staat verhinderte, den die Siegermächte des Ersten Weltkriegs den Kurden, damals ein Volk von 35 Millionen, versprochen hatten. Der größte Teil des kurdischen Siedlungsgebietes wurde von der Türkei kolonisiert und entsprechend behandelt. Die übrigen Gebiete wurden von Frankreich und Britannien in ihre Kolonialreiche einverleibt.

Die Kurden streben überall ein Höchstmaß an Autonomie an. Als Erdogan und die AKP noch auf dem Weg nach Europa waren, machte sich die Türkei zur Aussöhnung mit den Kurden bereit. Doch als die HDP mit über 10 Prozent ins türkische Parlament einzog und für die AKP die absolute Mehrheit im Parlament verhinderte, war es vorbei für Erdogan mit den Bemühungen um Aussöhnung. Also ließ Erdogan die meisten Abgeordneten der HDP als Terroristen einsperren. Und das der Einmarsch in den Kanton Afrin mit deutschen Panzern geführt wird, ohne das die Bundesrepublik energisch dagegen protestiert, ist für uns alle beschämend. Der von mir sonst sehr geschätzte Sigmar Gabriel, mein Genosse, ist dabei, sein und unser Ansehen in Europa und der Welt, zu beschädigen.

Eberhard Buddee, Pfullingen