Es ist eine einmalige Leistung. Die »Israel-Kritik« hat es trotz Behauptungen der Israelkritiker, dass man wegen des Holocausts Israel nicht kritisieren darf, sogar in den Duden geschafft. Nicht »China-Kritik«, nicht »Syrien-Kritik« aber »Israel-Kritik«. In diesem Jahr feiern die Juden auf der ganzen Welt die Gründung von Israel vor 70 Jahren. Ein Staat, der dafür garantiert, dass es niemand mehr wagt, das jüdische Volk zu vernichten.
Im letzten Jahr schlenderte ich über die Allenby Street in Tel Aviv und durch die wunderbare Jerusalemer Altstadt. Ich fühlte mich sicherer, als in vielen europäischen Städten. Ich sprach mit Beduinen, Juden und zionistischen Arabern, die alle stolz auf ihren Staat sind. Ich dachte mit Wehmut an die vier Generationen meiner Familie – der jüngste 2 und die älteste 80 Jahre alt – die in den Gaskammern von Auschwitz qualvoll ermordet wurden. Hätte damals Israel existiert, hätte es niemand gewagt meine Familie, wie auch 6 Millionen andere Juden zu ermorden.
Ich bin darüber entsetzt, wenn Herr Gabriel glaubt, trotz gut gemeinter Vorwarnung, zwei korrupten und Israel hassenden Organisationen seine Aufwartung machen zu müssen. Die eine Organisation bezeichnet junge jüdische Frauen und Männer, die gegen den mörderischen Feind der Juden kämpfen, als Kriegsverbrecher und die andere sorgt dafür, dass judenfreundliche Araber, die ein Grundstück oder Haus an Juden verkaufen, hingerichtet werden.
Auch in Deutschland und Europa hört man schrecklicherweise wieder »Tod den Juden« und »Juden ins Gas« auf den Straßen. Würde es der rechte Mob rufen, schwingen sich die linken Deutschen zu Gegendemonstrationen auf. Brüllt es aber der Juden hassende islamische Mob, scheinen die Linken eher dahinter zu stehen und es noch zu befeuern.
Antisemitismus unterliegt dem Wandel. Niemand wird sich mit Rabauken solidarisieren, die den Arm zum Hitler Gruß heben. Er ist hässlich und dumm, aber höchstens ein Fall für die Polizei, weil es letztlich irrelevant ist.
Der moderne Antisemit hat dagegen keine Glatze, dafür aber Manieren und oft sogar einen akademischen Titel. Er trauert um die toten Juden, die im Holocaust umgekommen sind, aber stellt gleich die Frage, warum die Juden aus ihrer Geschichte nichts gelernt haben und heute ein anderes Volk unterdrücken. Der moderne Antisemit glaubt nicht an die Protokolle der Weisen von Zion, aber er fantasiert über die sogenannte Israel Lobby, die mit den USA wedeln wie ein Hund mit dem Schwanz. Der moderne Antisemit findet den ordinären Antisemitismus schrecklich, aber gleichzeitig bekennt er sich zum Antizionismus, damit er hierin seine Abneigung gegenüber den Juden in einer politischen korrekten Form ausleben kann.
Der Antizionist hat die gleiche Einstellung zu Israel wie der klassische Antisemit zu den Juden. Er stört sich nicht daran, was Israel macht oder unterlässt, aber dass es Israel gibt. Antizionismus und Antisemitismus sind die zwei Seiten der gleichen Medaille.
Der moderne Antisemit ist entsetzt, wenn in Paris oder Berlin Islamisten wahllos Zivilisten ermorden, aber er sucht nach Legitimation und Motivation, wenn eine israelische Familie von zwei Arabern brutal ermordet wird und dem Baby noch der Kopf abgeschnitten wird.
Die Aufgabe der Menschheit besteht nicht darin, scheinheilig nach »dem Motiv« der Täter zu fragen, sondern darin, sie zu stoppen.
Pavel Hoffmann, Reutlingen