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Unterm Strich eine echte Pleite für den Reutlinger Wahlkreis

Foto: Niethammer
Foto: Niethammer

Geschichte wiederholt sich: Wie vor fünf Jahren zeigten die Wähler im Wahlkreis 60 deutlicher als anderswo, was die Stunde geschlagen hat. Die Zahlen sind prägnanter als auf Landesebene, Sieger und Verlierer sind klar zu benennen. Grün schießt durch die Decke, schwarz taumelt ins Bodenlose. Rechtsaußen verliert den Schwung des Neuen und rasselt ins Einstellige. Die SPD kracht in den Keller. Die Liberalen kehren zu alter Stärke zurück. Man sieht an den Zahlen: Der Wählerwille ist prägnant.

Nur: Was bringt es dem Wahlkreis? Um es ebenso deutlich zu sagen: Nichts. Zwar hat Stimmenkönig Thomas Poreski das Direktmandat erneut nach Reutlingen geholt, die Grünen haben allen Grund zum Feiern. Doch dann verließen sie ihn. Poreski hat derart viele Stimmen auf sich vereint, dass für den Rest nichts mehr bleibt. Das rächt sich bei der Zweitauszählung. Die Polster der anderen Kandidaten sind so dünn, dass sie das Feld den Kollegen anderer Wahlkreise überlassen müssen. Das Ergebnis ist desaströs: Reutlingen und Umgebung hat nur noch einen Abgeordeten in Stuttgart, mehr nicht. Wo sind die Zeiten, als sich der Wahlkreis mehrstimmig aus allen politischen Lagern Gehör verschaffen konnte? Die Zeiten sind vorbei.

Poreski wird also alleine nach Stuttgart fahren. Alle anderen sind abgeschrieben. Keine Chance hatte CDU-Mann Frank Glaunsinger mit seinem mageren Ergebnis. Ausgerechnet die Reutlinger CDU, die jahrzehntelang eine sichere Bank im Parlament war, die Minister auf der Regierungsbank stellte, ist weg vom Fenster. Gleiches gilt für die Reutlinger SPD: Ramazan Selcuk, der immerhin drei Jahre lang ein Mandat innehatte und Nachfolger von Superminister Dr. Nils Schmid war, geht sang- und klanglos unter.

Hoffnungsträgerin bis zum Schluss war Regine Vohrer. Die FDP-Frau war die einzige, die neben Poreski noch Chancen hatte, in der Zweitauszählung einen Sitz zu ergattern. Fehlanzeige auch für sie. »Eure Wahl, Euer Ergebnis! Reutlingen hat mehr verdient......«, schrieb Regine Vohrers Nebensitzerin im Gemeinderat, Sarah Zickler, gestern um 22.30 Uhr in Facebook, als das Desaster abzusehen war. Der Anlauf der FDP ist gescheitert. (GEA)

co@gea.de