Dallas Eakins wandte sich ab und wischte sich mit der Hand durch das Gesicht. Zum zweiten Mal binnen weniger Tage musste der Trainer mit den Adler Mannheim eine aus seiner Sicht »herzzerreißende« Niederlage hinnehmen. Das 2:3 bei den Eisbären Berlin hatte diesmal aber weitreichende Konsequenzen, denn die bis zum letzten Spielzug unglückliche Saison der Adler in der Deutschen Eishockey Liga ist schon nach dem Viertelfinale zu Ende.
Während die Hauptstädter als DEL-Rekordchampion weiter nach dem zehnten Titel greifen dürfen, verabschieden sich die Kurpfälzer mit vielen Unklarheiten in die Sommerpause. Die Frage, die viele beschäftigt: Bleibt der Coach oder geht er?
Dreimal nacheinander kamen die Adler zuletzt ins Halbfinale. Vor der wegen der Corona-Pandemie abgebrochenen Spielzeit 2019/20 holten sie unter ihrem damaligen Trainer Pavel Gross ihre bislang letzte Meisterschaft. Mit Johan Lundskog hinter der Bande und einer für DEL-Verhältnisse als Star-Truppe geltenden Mannschaft wollten die Mannheimer in dieser Saison erneut angreifen. »Wir wollen in der Champions Hockey League so lange wie möglich spielen und in der Liga wollen wir auf jeden Fall ins Endspiel kommen«, gab der frühere Sportmanager Jan-Axel Alavaara als Ziel aus.
Stabiler nach Trainerwechsel
Auf europäischer Bühne trumpften die Adler auch auf, standen nach der Hauptrunde an der Spitze. Im Achtelfinale war dann nach zwei Niederlagen gegen die Rapperswil-Jona Lakers aus der Schweiz frühzeitig Schluss. Viel früher hinkten die Kurpfälzer schon in der Liga den eigenen Erwartungen hinterher. Dafür gab es Gründe: Lundskog fehlten wochenlang wichtige Leistungsträger im Sturm. Gesellschafter Daniel Hopp verlor die Geduld und ersetzte Ende November sowohl den Trainer als auch den Sportmanager durch den NHL-erfahrenen Eakins.
Trotzdem schafften die Adler die direkte Playoff-Qualifikation nicht. Immerhin schienen sie gegen die Nürnberg Ice Tigers in der Vorqualifikation zum richtigen Zeitpunkt ihre Form wiedergefunden zu haben. Auch das 7:1 im ersten Duell mit Berlin deutete noch darauf hin, die knifflige Saison doch noch retten zu können. Danach folgten aber vier unglückliche Niederlagen und das Aus - trotz Bestbesetzung.
Eakins trotz Aus »stolz«
»Es ist nie ein gutes Gefühl, in den Playoffs zu verlieren«, sagte Eakins. »Berlin ist ein starkes Team, sie haben die Hauptrunde als Zweiter abgeschlossen und wir hatten Glück, als Siebter überhaupt dabei zu sein. Aber ich bin stolz darauf, wie die Jungs gespielt haben.«
Bis zur letzten Sekunde kämpften die Gäste, um das sechste Spiel vor heimischer Kulisse zu erzwingen. Auch den Glauben verloren sie nie. »Wir haben die Qualität, drei Spiele nacheinander zu gewinnen«, hatte Nationalspieler Leon Gawanke gesagt. Der Verteidiger war kurz vor dem Ende der Hauptrunde nach Mannheim gekommen und hob die Qualität der Mannschaft auf ein noch höheres Level. Das Aus, das in der Gesamtbetrachtung einem Abbild der Saison gleicht, konnte aber auch er nicht abwenden.
Bereits nach der Vorsaison gab es mehr als ein Dutzend Abgänge - inklusive Trainerwechsel. Ein ähnliches Szenario ist erwartbar - vor allem in der Offensive. Wegen laufender Verträge müsste dafür allerdings Geld in die Hand genommen werden. Es droht der nächste Umbruch im Adler-Kader, um die Sehnsucht nach dem neunten Titel zu stillen.
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