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Zentrale Anlaufstelle für Genitalverstümmelung eröffnet

Das Sozialministerium geht nach eigenen Angaben davon aus, dass in Baden-Württemberg rund 8000 Frauen und Mädchen von Genitalverstümmelung betroffen sind, weitere 3000 sind demnach davon bedroht. Um ihnen zu helfen und Präventionsarbeit zu leisten, gibt es nun eine zentrale Anlaufstelle des Landes in Göppingen. Staatssekretärin Ute Leidig (Grüne) eröffnete sie am Donnerstag.

Anlaufstelle des Landes zum Thema Genitalverstümmelung
Vera Sompon (r), Leiterin der zentralen Anlaufstelle für Opfer von weibliche Genitalverstümmelung, steht neben der Betroffenen Beauty Osamede. Foto: Stefan Puchner
Vera Sompon (r), Leiterin der zentralen Anlaufstelle für Opfer von weibliche Genitalverstümmelung, steht neben der Betroffenen Beauty Osamede.
Foto: Stefan Puchner

»Dass es das immer noch gibt, dürfen wir nicht akzeptieren«, sagte Leidig. »Mit der Beratungsstelle gehen wir einen entscheidenden Schritt nach vorne in der Bekämpfung des Leids vieler Frauen und Mädchen.« Das Land fördert die zentrale Anlaufstelle mit 250.000 Euro.

Hauptträger des zunächst auf zwei Jahre befristeten Projekts ist der Verein »Sompon Socialservices« in Göppingen. Zusammen mit Partnern berät er Betroffene. Dabei sind auch die Beratungsstellen »Wild Wasser«, »YASEMIN«, das »Fraueninformationszentrum FIZ« und das Universitätsklinikum Freiburg.

Aufgenommen hat die Anlaufstelle ihre Arbeit bereits im Januar. Seitdem sind nach Angaben von Vera Sompon, Gründerin des Vereins »Sompon Socialservices«, etwa 15 von Genitalverstümmelung betroffene Frauen beraten worden. In der vergangenen Woche sei eine Klientin bei ihr gewesen und habe erzählt, dass sie keinen Mann haben wolle. »Sie konnte nicht mit Männern intim werden, weil sie Schmerzen und keine Lust empfand«, schilderte Sompon. »Aber wer will nicht geliebt werden?«

Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass weltweit mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen Opfer von Genitalverstümmelung sind. Vor allem in afrikanischen Ländern, im nahen Osten und in Asien wird der Ritus demnach praktiziert. Dabei werden meist ohne Betäubung und mit nicht sterilen Gegenständen wie Rasierklingen die äußeren Geschlechtsorgane von jungen Mädchen teilweise oder ganz abgeschnitten. Die Frauen leiden - wenn sie überleben - oft ihr Leben lang an starken Schmerzen und psychischen Belastungen.

Website der zentralen Anlaufstelle

© dpa-infocom, dpa:230302-99-801007/2