STUTTGART. Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus ist in Baden-Württemberg auf zehn gestiegen. Seit Donnerstagabend seien zwei neue Fälle zu den acht bereits bekannten Fällen hinzugekommen, teilte das Sozialministerium am Freitag in Stuttgart mit. Es handle sich um einen Mann aus dem Landkreis Ludwigsburg sowie um einen Mann aus dem Rhein-Neckar-Kreis.
Die Probe des Mannes aus dem Kreis Ludwigsburg sei im Labor des Landesgesundheitsamts negativ auf Influenza getestet worden. Eine automatische Untersuchung auf das Coronavirus sei dann positiv ausgefallen. Dies sei der erste Fall, der auf diese Art ermittelt worden sei. Wo sich der Mann angesteckt habe, sei noch unklar, sagte eine Ministeriumssprecherin. Es werde versucht, das herauszufinden.
Beim zweiten Fall gehe es um einen Mann aus dem Rhein-Neckar-Kreis. Dieser sei am Mittwochabend nach seiner Rückkehr aus dem Ski-Urlaub in Südtirol mit leichten Symptomen in der Notfallambulanz der Universitätsklinik Heidelberg erschienen. Der Test auf das neue Virus Sars-CoV-2 sei am späten Donnerstagabend positiv ausgefallen.
Innenminister Thomas Strobl (CDU) kritisierte, dass mit dem Virus infizierte Menschen angefeindet würden. Das Ministerium schaue sich die Reaktionen im Internet genau an. »Und es sind nicht alle Reaktionen richtig und auch nicht unbedingt mitfühlend.« Man könne aber erst einschreiten, wenn gezielt Falschinformationen verbreitet würden.
Nach dem Bekanntwerden mehrerer Infektionen in Zusammenhang mit einem 25-Jährigen aus Eislingen (Kreis Göppingen) hatten viele Menschen den Mann und eine Bekannte teilweise wüst beschimpft. Die beiden hatten sich während einer Italienreise in Mailand angesteckt. Sie werden in Göppingen und Tübingen isoliert behandelt. Auch die Familie eines 32 Jahre alten infizierten Mannes aus dem Landkreis Rottweil wurde laut Berichten von »Stuttgarter Zeitung« und »Stuttgarter Nachrichten« massiv angefeindet.
Unterdessen beklagte der Landeselternbeirat einen desolaten Zustand der Toilettenanlagen in vielen Schulen. Mancherorts könne man sich gar nicht richtig die Hände waschen, weil keine Seife da sei, sagte der Landesvorsitzende Carsten Rees. Zwar gibt es laut Rees auch Schulen mit einer vorbildlichen Ausstattung. Auf der anderen Seite gibt es nach seinen Worten Schulen, in denen Schüler absichtlich wenig trinken, um nicht auf die Toilette gehen zu müssen. »Da liegt vieles im Argen«, sagte Rees. Zuständig für die Ausstattung mit Seife, Toilettenpapier und Handtüchern sind die Schulträger. Bei öffentlichen Schulen sind dies die Kommunen.
Experten betonen wiederholt, dass es wichtig sei, allgemeine Hygieneregeln zu beachten, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Dazu gehöre, sich regelmäßig die Hände zu waschen.
Trotz mehr als 20 neu registrierten Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus sieht das Berliner Robert Koch-Institut kein breites Krankheitsgeschehen in Deutschland. Es bleibe bei der Einschätzung, dass das Risiko gering bis mäßig sei, sagte RKI-Vizedirektor Lars Schaade am Freitag. Die Zahl der Sars-CoV-2-Infektionen in Deutschland liegt inzwischen bei mehr als 45. (dpa)