STUTTGART. Es soll motivierend und entspannend wirken, und glücklich machen soll es obendrein: Sogenanntes Puppy-Yoga ist ein neuer Trend aus den USA. Dabei wuseln Hundewelpen durch den Saal, während Yogakurse stattfinden. Profitieren sollen laut Medienberichten beide Seiten: die Tierbabys, weil sie früh sozialisiert würden, und die Menschen, weil durchs Schmusen mit und Streicheln der Tiere Endorphine ausgeschüttet werden, die glücklich machen.
In Stuttgart gibt es zwei nahezu namensgleiche Anbieter, die den Freizeittrend etablieren wollen. Marleen Weimer (20) hat unter dem Namen Puppyyoga Stuttgart ein Loft an der Tübinger Straße angemietet, in dem mehrere Lehrer unterschiedliche Yogastile unterrichten sollen. Im Zentrum stehe das Wohlergehen der mindestens acht Wochen alten Welpen. Dafür kooperiere sie mit Züchtern und habe auch einen rutscharmen Boden verlegt. »Ich habe selber einen Hund und ihn zu einem Diabetikerwarnhund ausbilden lassen«, erzählt Marleen Weimer.
»Die Welpen entscheiden selbst, wie viel Kontakt sie wollen«
Während der Kurse seien sowohl sie als auch der Züchter und das Muttertier vor Ort. Die Teilnehmer würden vorab genau instruiert, die Tiere könnten sich jederzeit zurückziehen. »Die Welpen entscheiden selbst, wie viel Kontakt sie wollen.« Dass es einen anderen Anbieter gibt, der sich ebenfalls Puppy-Yoga nennt, stört sie nicht: »Ich mache mir keine Sorgen, dass es da irgendwelche Probleme gibt.«
Die Konkurrenten sehen das jedoch etwas anders. Aaron Perner (23) und Lena Fleischmann (24), die Gründer der Puppy Yoga GbR, bieten seit Juni 2023 Kurse in ihrer Heimatstadt München, in Nürnberg, Hamburg, Berlin und – ganz neu – auch in Stuttgart an und sagen, sie hätten sich den Namen beim Marken- und Patentamt eintragen lassen. Ihnen sei wichtig, die Marke und das Aufgebaute zu schützen. Nach eigenen Angaben investieren beide viel Energie. So arbeite man nur mit Mitgliedern von Zuchtverbänden zusammen, lasse sich Gesundheitstests der Tiere vorlegen und nehme die einzelnen Halter genau unter die Lupe, um etwa das Risiko von Inzucht zu verringern. Sogenannte Qualzucht-Rassen wie Möpse würden gar nicht erst ins Repertoire aufgenommen. Aktuell stockt allerdings alles.
Das Veterinäramt Stuttgart ist auf den Yogatrend aufmerksam geworden. »Puppy-Yoga stellt Welpen gewerbsmäßig zur Schau«, erklärt die Stadt-Sprecherin Lisa Elbin. Dafür werde nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes eine Erlaubnis benötigt. Da die bisher nicht vorliege (Stand 22. Januar), sei das Ganze mit sofortiger Wirkung untersagt worden. »Die Tierschutzbehörde der Stadt Stuttgart hat bereits vergangene Woche eine Unterlassung angeordnet«, erklärt sie. Erst nach Erteilung der Erlaubnis durch die jeweils zuständige Tierschutz- und Veterinärbehörde könne mit Puppy-Yoga begonnen werden. »Uns liegt kein Antrag vor«, sagt Lisa Elbin. Damit das Ordnungsamt die Sache beurteilen könne, müsse der Veranstalter mitteilen, was geplant sei.
»Puppy-Yoga stellt Welpen gewerbsmäßig zur Schau«
Da Marleen Weimer im Rems-Murr-Kreis lebt, ist für sie zunächst das Veterinäramt in Backnang zuständig. Dort ist laut der Amtstierärztin Judith Fellinger, Fachbereich Tiergesundheit, tatsächlich kurzfristig eine Anfrage zu Puppy-Yoga eingegangen. Auch aus Sicht ihrer Behörde müsse eine Genehmigung vorliegen, ebenso ein Sachkundenachweis. Ob nun Stuttgart oder der Rems-Murr-Kreis tätig werde, müsse geklärt werden, aber »es ist auf jeden Fall so, dass ein Veterinäramt das prüfen wird«, so Fellinger. Sie sieht Yoga mit Welpen kritisch. »Es sind tierschutzrechtliche Fragen zu klären und auch hygienische.«
Das Interesse der Stuttgarter ist indes schon vor dem Start der Kurse gewaltig. Marleen Weimer hat erste Termine mit Shiba-Inu- und Golden-Retriever-Babys bekannt gegeben, und alle sind ausgebucht. »Ich freue mich, dass so viele Interesse daran haben«, sagt sie. Das Münchner Duo will ebenfalls bald in Stuttgart starten und Termine veröffentlichen, sobald zwischen den Veterinärämtern München und Stuttgart alles geklärt sei. Auch Lena Fleischmann will möglichst bald loslegen. Das Konzept werde insbesondere von Yoga-Neulingen gut aufgenommen. »Weil man für eine Stunde abschalten und ein positives Erlebnis genießen kann.« (GEA)