Mit einem millionenschweren Sonderprogramm will das Land dringend nötigen Wohnraum in früheren Gasthöfen, leerstehenden Schulen, alten Bahnhöfen oder ehemaligen Fabriken erhalten und zeitgleich das Wohnen in Denkmalen unterstützen. Unter dem Titel »Wohnen im Kulturdenkmal« sollen Konzepte mit rund zwei Millionen Euro gefördert werden. »Jede Wohnung zählt. Und möglichst viele Potenziale sollen mit dem Programm gehoben werden«, sagte Bauministerin Nicole Razavi (CDU) am Donnerstag in Beuren (Kreis Esslingen). Es sei zudem geplant, sogenannte Leuchtturmprojekte stärker zu unterstützen.
Razavi zufolge schlummern im Gebäudebestand noch Reserven für den in Baden-Württemberg dringend nötigen Wohnraum. Neben leerstehenden Bauernhöfen und Scheunen, ehemaligen Rathäusern oder Schulgebäuden gehörten auch Häuser dazu, die früher gewerblich genutzt wurden wie alte Lagerhäuser oder denkmalgeschützte Werkstätten. Insgesamt gibt es laut Bauministerium 90.000 Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, nicht alle sind aber zum Wohnen geeignet.
Das Programm ist für zwei Jahre ausgelegt. Gefördert werden sollen Konzepte zum Beispiel zur Instandsetzung, zur Umnutzung oder dem Ausbau mit bis zu 20.000 Euro, die »Leuchtturmprojekte« mit bis zu 300.000 Euro. FDP-Wohnungsbauexperte Friedrich Haag kritisierte, mit dem Programm lasse sich der Wohnraummangel nicht beheben. »Wir brauchen mehrere Zehntausend neue Wohnungen pro Jahr, da sind diese Einzelförderungen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.« Auch die SPD hält die Summe für unzureichend: »Angesichts der Gesamtsituation ist das kein echter Beitrag für mehr bezahlbaren Wohnraum«, sagte SPD-Experte Daniel Born. Razavi habe »null Ansätze«, um die Wohnungsnot tatsächlich zu lindern.
Die Zeit drängt, denn der Druck auf den Wohnungsmarkt steigt stetig. Im Jahr 2020 sind im Südwesten zwar mit 43.990 neuen Wohnungen fünf Prozent mehr gebaut worden als 2019. Aber der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ist höher. Offizielle Zahlen für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor.
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