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Wird Wildbad »Wolfsgebiet«? Genanalyse zum Wolf erwartet

Alles sieht danach aus, dass sich ein Wolf bei Bad Wildbad heimisch fühlt. Wäre das der Fall, könnte die Gegend zum ersten »Wolfsgebiet« im Land werden. Klarheit dürfte es ab Mitte der Woche geben.

Zahlreiche tote Schafe werden von Vertretern der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) und der For
Zahlreiche tote Schafe werden von Vertretern der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) und der Forstverwaltung Calw untersucht. Foto: dpa
Zahlreiche tote Schafe werden von Vertretern der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) und der Forstverwaltung Calw untersucht.
Foto: dpa

Bad Wildbad (dpa/lsw) - Die mutmaßliche Wolf-Attacke mit mehr als 40 toten Schafen vor einer Woche im Nordschwarzwald könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich ein Wolf dort dauerhaft niedergelassen hat. Experten gehen davon aus, dass die jüngsten Risse auf das Konto des selben Raubtieres gehen, das schon im November erstmals drei Schafe bei Bad Wildbad (Kreis Calw) getötet hat. »Wir prüfen, ob der Wolf derselbe ist«, sagte am Montag ein Sprecher des baden-württembergischen Umweltministeriums. Klarheit soll eine genetische Eilanalyse bringen. Das Ministerium rechnet noch in dieser Woche mit einem Ergebnis.

Lebt ein Wolf sechs Monate in der gleichen Gegend, gilt er nicht mehr als durchziehender Gast. Das hätte nach Auskunft des Naturschutzbundes NABU Folgen: Die Region um Bad Wildbad könnte dann zum »Wolfsgebiet« werden. Weidetierhalter müssten ihre Herden dort besonders gut schützen. Sie würden für elektrisch gesicherte hohe Zäune und Herdenschutzhunde sorgen müssen, aber auch eine besondere Förderung vom Land bekommen. Ein solches »Wolfsgebiet« gibt es schon in Thüringen - im Südwesten bislang nicht.

Der Tod von mehr als 40 Schafen in nur einer Nacht macht NABU-Landeschef Johannes Enssle betroffen. Dass sich der Wolf im Südwesten wieder heimisch fühlt, ist aus seiner Sicht aber ein großer Erfolg: »Die Tiere gehören zu unserer Heimat dazu. Wir müssen einen Weg für ein möglichst konfliktarmes Miteinander finden.«

Trotz der hohen Zahl seiner Opfer - ein »Problem-Wolf« ist das Raubtier von Bad Wildbad nach Ansicht von Wissenschaftlern nicht. Dass Wölfe gleich mehrere Tiere töten - Experten sprechen von »Surplus Killing«, der Volksmund nennt es »Blutrausch« - sei ein Phänomen, das es auch bei Füchsen, Mardern oder Hunden gebe. Es sei nicht untypisch für ein junges Tier, erläuterte Johannes Erretkamps, Wildtierökologe bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt BW in Freiburg.

Die Schafe der von drei Seiten umzäunten und zum Flüsschen Enz offenen Schafweide bei Bad Wildbad waren aus seiner Sicht eine leichte Beute: »Der Wolf konnte einfach über den Fluss rein, die Schafe aber nicht raus.« Ein harter Stromschlag am Zaun hätte das Raubtier nach seiner Überzeugung abgehalten.

Zum »Problem-Wolf« wird ein Tier nach Meinung von NABU-Landeschef Enssle dann, wenn es angefüttert und aufdringlich werde. Zum Präzedenzfall wurde Wolf »Kurti« aus Niedersachsen: Er wurde 2016 erschossen, weil er einen Hund angegriffen hatte und seine Nähe zu Menschen zu gefährlich erschien.

Nach der Attacke des Wolfes bei Bad Wildbad ist erneut eine Kontroverse entbrannt: Agrarminister Peter Hauk (CDU) fordert vom Umweltministerium einen Plan für »den Tag X«. Er verweist auch auf die Möglichkeit von ausnahmsweisen Abschüssen. Das Bundesnaturschutzgesetz und europäische Verordnungen verbieten den Abschuss. (dpa)

Ministerium zur Rückkehr des Wolfs

Verhaltenstipps bei Begegnung mit Wolf

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