GEISLINGEN. Einmal neben einem Filmstar stehen oder die Atmosphäre beim Dreh hautnah mitzuerleben, ist für viele ein Traum. Für den Geislinger Sven Berger ist dieser Traum wahr geworden. Er wollte Filmluft schnuppern, bewarb sich als Komparse, bekam eine Rolle und ist seither immer wieder in der Filmwelt für verschiedene Produktionen unterwegs.
Eigentlich könne sich jeder für diese Aufgabe zur Verfügung stellen, erzählt er. Doch zunächst einmal sollte man sich vorstellen. Um sich bei den Agenturen gut zu präsentieren, ist wie in der Modelbranche eine Sedcard mit hochwertigen Bildern, den Maßen, dem Namen und Kontaktdaten sinnvoll, sagt der Geislinger.
Jeder kann Komparse beim Film werden
Das hat auch bei ihm funktioniert: Mit der eigenen Sedcard ließ ein erstes Engagement nicht lange auf sich warten. Im Kriminalfilm »Die Bestatterin« mit Anna Fischer und Christoph Letkowski hatte Sven Berger im Jahr 2020 seine erste Komparsenrolle als Passant und ist seit diesem Tag fasziniert.
Die Tatsache, dass man für ein paar Sekunden, die man im Film zu sehen ist, oft einen ganzen Tag am Set verbringt, hält den Geislinger nicht davon ab, sich weiter zu bewerben, denn jede einzelne Produktion, die er in den letzten Jahren begleitet hat, war für sich ein einmaliges Erlebnis, schwärmt er.
Tatort hat es ihm angetan
Und von diesen gab es in den vergangenen Jahren einige. Nach der Coronapause 2021 wurde Sven Berger 2022 neunmal von der Regie ausgewählt. Der Tatort hat es dem 42-Jährigen besonders angetan. Sowohl im Stuttgarter Tatort »Vergebung« als auch dem erst kürzlich gesendeten Ludwigshafener Streifen »Avatar« war Berger mit von der Partie. Mit 25 Tagen am Set steigerte der Filmfan seinen Aufenthalt 2023 nochmal. Berger wird demnächst im Schwarzwald-Tatort sogar im Abspann aufgeführt. In diesem Tatort tritt der Krimifan zum ersten Mal als Kleindarsteller in Aktion. Im Gegensatz zum Statisten hat ein Komparse eine geringfügig individuellere Rolle, und mit etwas Text ist die Bezeichnung Kleindarsteller passend.
Hauptberuflich ist Sven Berger LKW-Fahrer und in seiner Freizeit ist er seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlich in der Geislinger Feuerwehr im Einsatz. Doch wenn es die wenige Freizeit zulässt, zieht es Berger in die Welt des Films. Als Spurensicherer, Polizist, Bestatter, Dorffestbesucher oder Lastwagenfahrer für den Streaming-Besteller »Der Scheich« mit Björn Meyer und Petra Schmidt-Schaller war Berger unterwegs.
Auch Teil der Soko Stuttgart
In weiteren Kinoproduktionen und der Soko Stuttgart steht Berger auch immer wieder bei Tag- oder Nachtdrehs in den Startlöchern, denn als Komparse ist der wichtigste Faktor Zeit. Wenn der Regisseur die eine Szene, für die er gebucht wäre, einfach streicht, war alles umsonst. Doch dies ist für Berger kein Problem: »Dann geht es eben zum nächsten Einsatz. Mittlerweile bekomme ich Anfragen von über 15 Agenturen und kann mir raussuchen, was mir gefällt«, sagt er.
»Liebes- und Kussszenen sind aber tabu«, ergänzt seine Partnerin Cordula Dux mit einem Augenzwinkern, die ansonsten begeistert ist, welche spannenden Erlebnisse ihr Mann vom Set mit nach Hause bringt. »Ich bin jedes Mal aufs Neue gespannt, was mich erwartet. Die Ruhe am Set und die professionelle Zusammenarbeit sind der Hammer. Der Regisseur, die Schauspieler sowie alle, die für Kamera, Ton und Beleuchtung zuständig sind, arbeiten perfekt zusammen«, erzählt er voller Begeisterung. Alles sei auf die Sekunde getaktet und werde zu 90 Prozent eingehalten. »Trotz aller Professionalität wird für eine Tatortfolge mindestens ein Monat Drehzeit angesetzt. Ohne die Nachbearbeitung versteht sich«, erläutert der Geislinger.
Für die Kino-Verfilmung über das Leben des legendären Choreografen John Cranko wurde Berger von der Produktionsfirma für die Arbeit hinter die Kulissen gerufen und war als Betreuer für 60 Komparsen im Einsatz. Der Kinostart über John Cranko, der vor 50 Jahren gestorben ist und in Stuttgart ein Ballettwunder geschaffen hat, das auf der ganzen Welt nachwirkt, ist für 2025 geplant.
An der Seite der Tatortstars Lannert und Bootz
Klar, dass für ihn auch für dieses Engagement wie für alle anderen Einsätze bis zur Ausstrahlung strengste Geheimhaltung gilt. Weder Mitschnitte noch Fotos am Set sind zulässig und eine Regel ist, dass die Schauspieler bei ihrer Arbeit nicht gestört werden dürfen.
Das gilt aber nicht für die Drehpausen, denn da sind die Stuttgarter Tatortstars Richy Müller und Felix Klare alias Thorsten Lannert und Sebastian Bootz auch mal für ein Schwätzchen zu haben. »Als ich kürzlich mit meiner Partnerin auf dem Hockenheimring war, hat mich Autofreak Richy Müller sogar erkannt, das hat mich sehr gefreut«, erzählt Berger. (GEA)