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Wer folgt auf Kurz? Mannheim wählt neues Stadtoberhaupt

Nach 16 Jahren im Mannheimer Rathaus stellt sich Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) nicht mehr zur Wiederwahl. Acht Männer und Frauen bewerben sich für seine Nachfolge - am Sonntag haben nun die Wählerinnen und Wähler das Wort.

Peter Kurz
Peter Kurz, bisheriger Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, steht im Rathaus. Foto: Uwe Anspach
Peter Kurz, bisheriger Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, steht im Rathaus.
Foto: Uwe Anspach

Die Mannheimerinnen und Mannheimer entscheiden am Sonntag, wer künftig ihr Stadtoberhaupt wird. Rund 235.000 Wahlberechtigte sind aufgerufen, in der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den scheidenden Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) zu bestimmen. Acht Männer und Frauen haben sich für das vakante Amt beworben. Am Nachmittag lag die Wahlbeteiligung deutlich höher als zur gleichen Zeit vor acht Jahren.

Wirkliche Chancen werden nur drei Kandidaten eingeräumt, die auch die Unterstützung größerer Fraktionen im Gemeinderat haben: Grünen-Stadtrat Raymond Fojkar (59), Kinder- und Jugendpsychiater, hat die mit 13 Sitzen größte Fraktion im Gemeinderat im Rücken. Thorsten Riehle (53), Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat und Geschäftsführer des Mannheimer Veranstaltungsorts Capitol, tritt für die SPD an.

Als gemeinsamer Kandidat von CDU, FDP und Mannheimer Liste (ML) steht Christian Specht (56) auf dem Wahlzettel. Er hat als Finanzbürgermeister sicher die meiste Erfahrung, allerdings ist die CDU durch Affären in Mannheim angeschlagen. Für die Linke kandidiert die Krankenschwester Isabell Belser, der 47-Jährigen werden aber kaum Chancen auf das OB-Amt vorausgesagt. Ebenfalls mit dabei: die Aktionskünstlerin Tanja Krone, Thomas Bischoff (Die PARTEI), Ugur Cakir, der frühere Chef des Mannheimer Klärwerks, und der Sozialpädagoge David Frey.

Die Themen, um die es im Wahlkampf geht, sind vielfältig und typisch für eine Großstadt: fehlende Kita-Plätze und bezahlbare Wohnungen sowie das Thema Mobilität. Außerdem wird über die Klimaschutzziele und die Finanzlage der Stadt diskutiert, etwa über die Frage, ob sich die Stadt einen Neubau der Stadtbibliothek leisten kann.

Der Wahlkampf lief im Großen und Ganzen ruhig ab, persönliche Angriffe der Kandidaten untereinander gab es keine. Allerdings beklagten mehrere Kandidaten die Zerstörung von Wahlplakaten. Für Entsetzen sorgte eine Botschaft, die Unbekannte auf ein Plakat von Raymond Fojkar geschmiert hatten: Sie wünschten dem Grünen-Kandidaten »Tod und Hass«, auch ein Fadenkreuz war zu sehen. Die Polizei leitete Ermittlungen ein.

Spannend dürfte werden, wie viele Mannheimerinnen und Mannheimer zur Wahl gehen. Bei der vergangenen OB-Wahl im Jahr 2015 gaben gerade einmal 30,7 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden 35.000 Briefwahlunterlagen versandt.

Am frühen Nachmittag zeichnete sich bereits eine höhere Wahlbeteiligung als im Jahr 2015 ab. Nach Angaben der Stadtverwaltung gaben bis 14.00 Uhr 25,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. 2015 hatte der Wert zur selben Zeit bei 20,9 Prozent gelegen.

Amtsinhaber Kurz rief die Menschen auf, zur Wahl zu gehen. Mit dem Amt verbinde sich »großer Einfluss auf das kommunalpolitische Geschehen und damit auf die Entwicklung Mannheims in allen, sehr vielfältigen Dimensionen, die eine Stadt ausmachen und das Leben in ihr prägen«, schrieb Kurz in einem von der Stadt verbreiteten Wahlaufruf.

Sollte kein Kandidat oder keine Kandidatin mehr als die Hälfte der Stimmen erhalten, kommt es am 9. Juli zur Neuwahl. Bei dieser genügt dann die einfache Mehrheit für den Wahlsieg.

Mannheim ist mit mehr als 325.000 Einwohnerinnen und Einwohnern - Tendenz steigend - nach Stuttgart und vor Karlsruhe die zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg.

Raymond Fojkar

Thorsten Riehle

Christian Specht

Isabell Belser

Kandidatomat der Landeszentrale für politische Bildung

© dpa-infocom, dpa:230617-99-92097/6