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Wenn Studenten zur Kasse gebeten werden

Junge Menschen sollen sich im Studium eigentlich auf den späteren Ernst des Lebens vorbereiten. Könnte sein, dass ihnen dieser angesichts rapide steigender Mieten schnell bewusst wird. Hinzu kommt, dass sie zwar mehr zahlen, aber nicht mehr verdienen.

Studentenappartments in Berlin-Adlershof
Eine 1-Zimmer-Wohnung. Foto: Britta Pedersen/Archivbild
Eine 1-Zimmer-Wohnung. Foto: Britta Pedersen/Archivbild

Frankfurt/Main (dpa/lsw) - Studenten müssen einer Studie zufolge in vielen baden-württembergischen Universitätsstädten so hohe Mieten zahlen wie nie zuvor. Zugleich halten ihre Durchschnittseinkommen mit dem Anstieg der Wohnkosten nicht Schritt, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Analyse des Finanzberaters MLP und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. »Die Wohnsituation spitzt sich für eine Vielzahl der Studierenden zu«, heißt es in der Analyse.

Demnach sind die Mieten für eine Musterwohnung in 30 untersuchten deutschen Hochschulstädten binnen eines Jahres um durchschnittlich 4,6 Prozent gestiegen. Extreme Steigerungen gibt es neben Konstanz auch in Darmstadt, Frankfurt und Berlin. So schossen in Darmstadt und Frankfurt die Mieten für kleine Studentenwohnungen zwischen dem zweiten Quartal 2018 und dem zweiten Quartal dieses Jahres um rund acht Prozent hoch, gefolgt von Konstanz und Berlin mit je etwa plus sieben Prozent. Im Mittel wurden 403 Euro im Monat fällig - Tendenz steigend.

»Wer derzeit eine Wohnung in Großstädten wie München, Stuttgart und Berlin oder aber Universitätsstädten wie Darmstadt und Freiburg sucht, ist nicht zu beneiden«, sagte Michael Voigtländer vom IW. Die Wohnungsmarktsituation von Studenten sei zu lange ignoriert worden. Die Zahl der Wohnheimplätze wurde zudem nicht an die gestiegene Zahl der Studenten angepasst, wie der Ökonom sagte.

Zugrunde gelegt wurde eine Wohnung mit 30 Quadratmetern in normaler Ausstattung, erbaut im Jahr 1995 und mit 1,5 Kilometern Entfernung zur Universität. Auch die Nebenkosten wurden einbezogen. Für solche Wohnungen müssen Studenten in Stuttgart 542 Euro Miete zahlen, in Frankfurt 505 und in München sogar 717 Euro.

Auch in anderen baden-württembergischen Hochschulstädten werden Studenten kräftiger zur Kasse gebeten: in Tübingen mit 459 Euro (seit 2018 plus 5 Prozent), in Konstanz mit 456 Euro, in Freiburg mit 451 Euro (plus 4,5), in Heidelberg mit 443 Euro (plus 3,9) und in Karlsruhe mit 418 Euro (plus 4,9). In Ulm zahlt ein Student im Schnitt 402 Euro (plus 5,0) und in Mannheim 390 Euro (plus 4,6).

»Nicht nur Studierende suchen kleine Wohnungen in guten Lagen, sondern auch junge Erwerbstätige, Fernpendler oder Senioren - daher ist der Preisdruck in diesem Segment besonders hoch«, erklärte IW-Immobilienexperte Voigtländer. Entsprechend wohnten immer mehr Studenten bei ihren Eltern oder in Wohngemeinschaften.

Zugleich hätten die Einkommen der Studenten in den vergangenen Jahren stagniert bei im Schnitt rund 900 Euro pro Monat, schreiben die Autoren auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels, einer Wiederholungsbefragung von Privathaushalten in Deutschland. Der zu diesem Wintersemester gestiegene Wohnzuschlag als Bestandteil des Bafögs reiche selbst als Höchstsatz (325 Euro pro Monat) in mehr als zwei Dritteln der Städte nicht für die Miete einer Musterwohnung aus. Daher habe sich die Situation für viele Studenten zugespitzt.

Aber nicht überall wohnen Studenten teuer: In Magdeburg ist die Miete mit 251 Euro besonders niedrig, ebenso in Leipzig (278) und Bochum (287). In Magdeburg und Bremen kletterten die Mieten 2018 kaum.