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Wenn der Förster zum Detektiv wird

Ein großer Teil des Waldes in Baden-Württemberg gehört Privatleuten. So manche Besitzer wissen nichts von ihrem Glück, anderen fehlt Anleitung. Das ist gefährlich für den Wald.

Waldschäden
In einem Wald liegen beschädigte Bäume. Foto: Stefan Puchner/DPA
In einem Wald liegen beschädigte Bäume.
Foto: Stefan Puchner/DPA

Eigentlich arbeitet Simon Elsenhans im Wald. Immer wieder verschlägt es den Förster beim Landratsamt Göppingen aber an den Schreibtisch, ans Telefon und vor fremde Haustüren. Dahinter steht die Frage: Wem gehört dieser Wald?

Mit 40 Prozent haben die Gemeinden und Körperschaften laut Landwirtschaftsministerium den größten Teil der Waldflächen in Baden-Württemberg. Darauf folgen mit knapp 36 Prozent private Waldbesitzer.

Manche Privatwaldbesitzer wüssten von ihrem Wald, »die muss man nur an die Hand nehmen«, sagt Elsenhans, der das Forstrevier Deggingen (Kreis Göppingen) leitet. Sabine Schmid hat sich an ihn gewandt. Sie ist Privatwaldbesitzerin in dritter oder vierter Generation, erzählt sie. »Wir haben einen Termin mit dem Förster für eine Bestandsaufnahme gemacht«, schildert die 32-Jährige. Dann habe man Maßnahmen besprochen.

Aber: »Nicht alle Waldbesitzer sind sich dessen bewusst, dass sie Wald haben, und dass man da etwas tun muss«, sagt Elsenhans. Das passiere etwa durch komplizierte Erbengemeinschaften. Für den Umbau hin zum klimastabilen Wald oder bei Borkenkäferbefall hat das Folgen.

Eine aktive Waldpflege sei aus verschiedenen Gründen wichtig, erklärt auch ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. »Unvermeidbare Waldschäden beispielsweise durch Sturm, Trockenheit oder Borkenkäfer gilt es zum Schutz des übrigen Waldes schnell aufzuarbeiten, um zum Beispiel eine Massenvermehrung der Borkenkäfer zu verhindern.«

Für Elsenhans ist das ein bekanntes Problem, wenn ihm beim Blick in den Wald etwas auffällt. Betreten dürfe man den Wald, etwas tun dagegen nicht. »Die Latte, um ins Eigentum einzugreifen, ist recht hoch«, sagt er. »Das passt nicht zur Entwicklungszeit vom Borkenkäfer.« Deswegen setze er eher auf Gespräche statt auf Briefe mit Fristsetzung. »Wenn man einmal den Kontakt aufgebaut hat, läuft es«, sagt Elsenhans. Bis dahin sei es mitunter ein langer Weg.

Kann das Forstamt mit den eigenen Unterlagen nicht herausfinden, wem ein Stück Wald gehöre, führe der Weg oft über die Kommune, erklärt Diana Tröger, stellvertretende Forstamtsleiterin. Doch auch da könne die letzte Angabe schon mal von 1920 sein. Dann beginne die Suche nach der Person im Ort oder der Verwandtschaft. »Das ist Recherchearbeit«, sagt Tröger.

Sind die Waldbesitzer bekannt, organisiere das Forstamt auch gemeinsame Pflege- und Pflanzaktionen, schildert Tröger. Das sei auch wirtschaftlicher. Denn Privatwald ist meist recht klein. »Es lohnt sich nicht, schweres Gerät in den Wald zu bringen, damit das dann zwei Bäume rauszieht.« Das Forstamt in Göppingen bietet auch an, die Pflege des Waldes gegen Kosten zu übernehmen.

Auch dem Landwirtschaftsministerium ist die Aktivierung privater Waldbesitzer einem Sprecher zufolge ein Anliegen. »Um den Zugang zum Wald und dem Förster vor Ort zu erleichtern und um das Interesse am eigenen Wald zu wecken, setzen wir zunehmend auch auf digitale Lösungen«, erklärt der Sprecher. Mit der »WaldExpert-App« sollen Privatwaldbesitzer etwa ihren Wald und zuständige Förster schneller finden.

Sabine Schmid will im kommenden Jahr ihren Wald auf Vordermann bringen. Dann heißt es: »Kaputte Bäume sollen raus und dann wird aufgeforstet.«

Infos zur WaldExpert-App

© dpa-infocom, dpa:231219-99-345908/3