In Baden-Württembergs Musikschulen ist es stiller geworden. Zum einen sei die Zahl der Schüler während der Corona-Pandemie um fast acht Prozent gesunken, zum anderen fehlten Lehrer, teilte der Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs im Vorfeld seiner Jahrestagung in Ravensburg am Donnerstag und Freitag mit. Vor allem im grundlegenden Musikunterricht, der Elementaren Musikpädagogik, fehlten derzeit Fachkräfte. Landesweit könnten offene Stellen nicht besetzt werden.
Musikhochschulen müssten daher die entsprechenden Studiengänge weiter stärken, sagte der Leiter der Stuttgarter Musikschule und Vorsitzende des Landesverbands, Friedrich-Koh Dolge. Aber auch sichere Arbeitsplätze mit auskömmlichen Gehältern seien wichtig, um mehr junge Menschen für den Beruf zu begeistern.
Der Lehrer-Bedarf ist demnach im grundlegenden Musikunterricht besonders groß, weil in diesem Bereich vermehrt mit Ganztagsschulen und Kitas zusammengearbeitet wird. Diese seien »wichtige Säulen«, um bei Kindern »möglichst früh Begeisterung für Musik zu entfachen« und neue Schüler zu gewinnen, sagte Verbandschef Dolge.
Während der Corona-Pandemie hätten viele Musikschullehrer den Unterricht zwar digital am Laufen gehalten. Doch während die Zahl der Schüler dadurch vielerorts stabil geblieben sei, würden an einzelnen Einrichtungen nun rund 30 Prozent weniger Schüler unterrichtet als vor Beginn der Pandemie. Im laufenden Jahr erwarteten die Musikschulen zwar eine »Aufwärtsbewegung«, sagte Dolge. Voraussetzung dafür sei aber, dass es keine weiteren Corona-Einschränkungen gebe.
Bei der Zahl der öffentlichen Musikschulen liegt Baden-Württemberg einer Studie des Deutschen Musikinformationszentrums zufolge mit 214 auf dem zweiten Platz knapp hinter Bayern (218). Im Südwesten unterrichten nach Angaben des Landesverbands knapp 8000 Lehrerinnen und Lehrer mehr als 300 000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Programm Jahrestagung Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs 2022
© dpa-infocom, dpa:220908-99-673887/2