STUTTGART. Im Südwesten werden seit der Corona-Pandemie deutlich weniger Ausbildungsplätze angeboten. 2020 seien mehr als zehn Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen worden als im Vorjahr, teilten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Stuttgart mit.
Baden-Württemberg sei eines der Länder mit dem höchsten Anteil an an- und ungelernten Beschäftigten. In der Altersgruppe zwischen 25 Jahren und 35 Jahren hätten 194.000 Menschen oder 13,4 Prozent überhaupt keinen berufsqualifizierenden Abschluss.
Der DGB und die Regionaldirektion begrüßten, dass sich die grün-schwarze Koalition auf die Einführung einer Ausbildungsgarantie verständigt habe. Wegen der in den kommenden Jahren absehbar angespannten Situation auf dem Ausbildungsmarkt sei ein dreistufiges Modell notwendig: Wenn keine Vermittlung in einen Betrieb gelinge, ist demnach die Vermittlung in eine überbetriebliche Verbundausbildung sinnvoll. Die dritte Stufe sei dann die Ausbildung bei einem außerbetrieblichen Träger.
Der DGB-Landesvorsitzende Martin Kunzmann sagte, die Ausbildung bei einem außerbetrieblichen Träger müsse inhaltlich und formal gleichwertig gegenüber einer betrieblichen Ausbildung sein. »Teilqualifizierungen lehnen wir ab. Bei der Qualität dürfen keine Abstriche gemacht werden.«
Viele junge Menschen konzentrierten sich jetzt auf ihren Schulabschluss und warteten, bevor sie sich für eine Ausbildung entscheiden, sagte Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion. Dadurch verschlechtere sich die Stellen-Bewerber-Relation in den kommenden Jahren dramatisch. Durch künftige Schulabgänger werde die Konkurrenz stärker, und die Zahl der unversorgten Bewerber nehme zu. (dpa)