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Warum milde Temperaturen der Apfelernte schaden könnten

Tagsüber mild und abends frostig: Das könnte einem Experten zufolge vor allem für Obstbäume eine fatale Mischung sein.

Apfelblüte am Bodensee
Apfelblüten sind in einer Plantage am Bodensee im Gegenlicht der Sonne zu sehen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/DPA
Apfelblüten sind in einer Plantage am Bodensee im Gegenlicht der Sonne zu sehen.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/DPA

Die milden Temperaturen der vergangenen Wochen könnten sich einem Experten zufolge negativ auf die Apfelernte am Bodensee auswirken. Die Obstbäume würden zu früh erwachen, der noch zu erwartende Frost könnten den zarten Blüten gefährlich werden, sagte der Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee (KOB) in Bavendorf bei Ravensburg, Manfred Büchele. Frostschäden könnten zu Ernteausfällen führen. Gleiches gelte auch für andere Obstsorten wie Birnen und Kirschen.

Befeuert wurde die Vegetation demnach vor allem vom milden Februar. Der hatte sich laut dem Deutschem Wetterdienst (DWD) eher als März oder April präsentiert. Mit 6,9 Grad Celsius lagen die Temperaturen in dem Monat laut den Meteorologen deutlich über dem Mittelwert.

In den 1970er und -80er Jahren seien blühende Apfelbäume um den 1. Mai herum die Norm gewesen. Das Erwachen der Bäume verschiebe sich zeitlich aber seit ein paar Jahren immer weiter nach vorn. Für diese Saison geht Apfelexperte Büchele von Mitte April aus. Frost am Bodensee sei bis Anfang Mai üblich.

Was Frost anrichten könne, habe das Jahr 2017 gezeigt. »Wir hatten damals einen starken Frost mit enormen Auswirkungen - das war richtig teuer für die Obstwirtschaft am Bodensee und europaweit.« Zwei Drittel der Apfelernte seien ausgefallen.

Frost sei für die Blüten so gefährlich, weil sie zum Großteil aus Wasser bestünden. »Wenn die Blüte bei etwa Minus sechs Grad gefriert, dann bilden sich Eiskristalle, die die Struktur der Pflanze zerstören.« Die Früchte seien deutlich robuster als die Blüten, die das empfindlichste Organ des Baumes sei.

Mit einem Eispanzer könne man die Knospen schützen. »Dafür werden die Bäume mit Wasser besprüht«, erklärte Büchele. Der Eispanzer sorge dafür, dass die Temperatur um die Blüte herum nicht unter den Gefrierpunkt fallen. Das Verfahren werde Frostschutzberegnung genannt und sei die mit Abstand beste Methode, um die Früchte zu schützen.

In Norddeutschland sei sie deutlich verbreiteter als im Südwesten. »Am Bodensee würden es auch gerne viele machen, aber dafür braucht man einen Zugang zu Wasser.« Und für diesen Zugang seien viele Leitungen nötig, die nicht vorhanden seien.

Der Bodensee ist laut KOB neben dem Alten Land in Hamburg und Niedersachsen eines der wichtigsten Anbaugebiete für Äpfel in Deutschland. Die Ernte in der Region läuft bis November. Die Nachfrage nach Äpfeln liegt bundesweit bei rund 1,5 Millionen Tonnen im Jahr. Im Inland werden rund eine Million Tonnen produziert. Der Rest wird importiert.

Obst vom Bodensee

Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee

© dpa-infocom, dpa:240310-99-284287/4