Fast alle ausgewilderten Waldrappe in Überlingen sind aus ihrem Winterquartier in Italien wieder zurück an den Bodensee gekehrt. »Nun beginnt für die Tiere die Paarungszeit«, sagte Anne-Gabriela Schmalstieg vom Waldrapp-Team. Über GPS-Sender werden die Standorte der Tiere kontrolliert. Zwölf von ihnen seien wieder da, zwei weitere seien noch in der Schweiz.
Die Zugvögel mit den markanten, schopfartigen Federn am Kopf und sichelförmigen Schnäbeln waren zuletzt in freier Wildbahn praktisch ausgestorben. Die Waldrappe am Bodensee gehören zu einer von vier Kolonien, die zu einem Auswilderungsprojekt im Alpenraum zählen. Das Waldrapp-Team kümmert sich um die Auswilderung.
Eigentlich sollten die Vögel in diesem Jahr in der Natur Nistplätze suchen. Doch die Weibchen und Männchen haben es sich wieder an einer künstlichen Brutwand aus Holz gemütlich gemacht, die das Waldrapp-Team eigentlich abgehangen hatte.
Nur vereinzelt seien die Tiere an eine Felswand geflogen, die fürs Nisten geeignet sei, sagte Schmalstieg. »Doch weil sie Koloniebrüter sind, sind auch diese Tiere zu den anderen an die Brutwand geflogen.« Nun würden in der großen Holzkonstruktion sechs bis sieben Pärchen Nester bauen. Pro Paar sei mit drei bis vier Eiern zu rechnen.
Bis ins 17. Jahrhundert lebten Waldrappe unter anderem an Felsen in Überlingen. Dann wurden ihnen Vogeljäger zum Verhängnis. Der Waldrapp (Geronticus eremita) ist Naturschutzverbänden zufolge einer der seltensten Vögel der Welt. Die Art brütet gerne in der Nähe von Gewässern an Felsklippen und Steilküsten. Die gänsegroßen Zugvögel lebten einst verbreitet im Alpen- und Mittelmeerraum.
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