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Waffenfirma versetzt Mitarbeiter mit russischen Wurzeln

Schon lange ist eine Gruppe von Mitarbeitern für den Rüstungskonzern Heckler & Koch tätig. Nun dürfen die Beschäftigten vorerst nicht mehr an ihren eigentlichen Arbeitsplätzen tätig sein. Die Mitarbeiter sind enttäuscht, eine Gewerkschaft äußert Kritik.

Waffenhersteller Heckler und Koch
Zwei Sturmgewehre von Heckler und Koch liegen in der Firmenzentrale in Oberndorf auf einem Tisch. Foto: Bernd Weißbrod
Zwei Sturmgewehre von Heckler und Koch liegen in der Firmenzentrale in Oberndorf auf einem Tisch.
Foto: Bernd Weißbrod

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges hat der Waffenhersteller Heckler & Koch Mitarbeiter mit russischen Wurzeln von ihren bisherigen Aufgaben abgezogen. Es geht um eine einstellige Zahl von Beschäftigten, die am Stammwerk in Oberndorf im Schwarzwald im »Beschuss« arbeiten, wo also Waffen am Schießstand geprüft werden. Die Betroffenen sind Deutsche, einige von ihnen dienten bei der Bundeswehr. Sie haben eine familiäre Migrationsgeschichte, die auf Russland oder andere Nachfolgestaaten der Sowjetunion verweist.

H&K begründete den Schritt mit der »Pflicht zur Fürsorge für unsere Mitarbeiter«. Daher habe man entschieden, »Mitarbeiter aus dem sicherheitssensiblen Bereich des Beschusses für eine Zeit lang in andere Bereiche der Produktion einzugliedern«. Die Betroffenen bleiben auf dem Oberndorfer Werksgelände eingesetzt.

Nach einem Bericht des »Schwarzwälder Boten« reagierten die Betroffenen mit großem Unverständnis und waren tief enttäuscht. Die IG Metall äußerte sich kritisch. Es sei zwar nachvollziehbar, dass H&K hier sensibel sei, sagte der Gewerkschafter Georg Faigle. Es sei aber problematisch, »dass es für solche Fälle bei Heckler & Koch keine mit dem Betriebsrat vereinbarte Vorgehensweise gibt«. Er verstehe, dass sich die Mitarbeiter diskriminiert und unter Generalverdacht fühlten. »Die Maßnahme des Arbeitgebers, wie sie jetzt durchgeführt wurde, ist nicht verhältnismäßig«, sagte Faigle. »Sie sollte daher zurückgenommen und mit dem Betriebsrat zusammen eine Regelung geschaffen werden.«

Dass sich die Beschäftigten nichts zuschulden kommen ließen, ist unstrittig. »Bei den temporär umgesetzten Mitarbeitern handelt es sich um hochgeschätzte Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher nationaler Herkunft beziehungsweise Wurzeln, die seit vielen Jahren sehr integriert im Unternehmen sehr gute Arbeit leisten«, hieß es von der Firma. Zugleich weist H&K darauf hin, dass jeder der insgesamt 950 Beschäftigten an dem Firmensitz mit dem Krieg auch Sorgen, Ängste und Nöte verbinde. »In Anbetracht der bedrohlichen Lage warnen die Sicherheitsdienste in Deutschland vor verstärkter äußerer Einflussnahme auf Mitarbeiter der Verteidigungsindustrie.«

Was genau befürchtet wird und mit der Maßnahme verhindert werden könnte, bleibt in der Mitteilung der Firma unklar. »Mit dieser Maßnahme verfolgt Heckler & Koch das Ziel, unsere Mitarbeiter und ihre Familienangehörigen zu schützen«, hieß es. Die Beschäftigten seien Ende voriger Woche informiert worden. »Den Vorwurf der Diskriminierung weisen wir auf das Schärfste von uns«, erklärte H&K. Kolleginnen und Kollegen aus mehr als 30 Nationen arbeiteten für die Firma.

© dpa-infocom, dpa:220309-99-446789/5