In einer kleinen Kirche in Albstadt auf der Schwäbischen Alb soll es künftig Abschiedszeremonien und Trauerfeiern für tote Tiere geben. Nach Auskunft von Ellen Weinmann, die mit ihrem Lebensgefährten beruflich Tiere bestattet, wird es die erste Tierbestattungskirche in Deutschland. Eröffnet werden soll die »Kapelle«, wie Weinmann liebevoll sagt, am 2. Dezember. Mehr als 500 Anmeldungen gibt es dafür schon.
Laut dem Bundesverband der Tierbestatter wurde 1997 das erste Tierkrematorium Deutschlands in München eröffnet. Heute seien es rund 25 in allen Teilen des Bundesgebietes. Parallel dazu habe sich die Anzahl der Tierbestatter entwickelt. Dabei gehe es nicht nur um Tierliebe: Die Heimtiere seien für viele Menschen zu vollwertigen Sozialpartnern geworden, die sie nach ihrem Tod nicht einfach entsorgen, sondern angemessen bestatten wollten.
Weinmann und ihr Lebensgefährte Florian Düsterwald kauften die Kirche, in der sich früher die evangelisch-methodistische Gemeinde einfand. In Deutschland gibt es die Freikirche seit mehr als 150 Jahren, sie hat etwa 55.000 Mitglieder. Die evangelisch-methodistische Kirche hatte das Gebäude aufgegeben, weil es seit Jahren leer stand. »Wir haben die Kirche mit dem Entweihungsgottesdienst am 30. Juli übernommen.«
Die gelernte Bürokauffrau machte sich vor drei Jahren mit ihrem Lebensgefährten als Tierbestatterin selbstständig und arbeitet seither mit einem Tierkrematorium in Schwäbisch Hall zusammen. Weinmann erzählt, sie habe Aberhunderte Tiere bestattet. »Vom Hamster bis zum Pferd war alles dabei.« Auch ein schwäbelnder Papagei.
Die Tierbesitzer könnten sich die Zeremonie in der Kirche ganz individuell gestalten, erzählt Weinmann. »Nach der Trauerfeier kommt das Tier ins Krematorium. Die Asche kehrt zum Beispiel in einer Urne zu den Besitzern zurück.« Nach der Einäscherung könne die Asche des Tieres fast überall bestattet werden. »Wird die Urne nicht zu Hause verwahrt beziehungsweise aufgestellt, steht eine große Auswahl vergänglicher Urnen zur Verfügung.« Weinmann selbst hat die Asche zweier verstorbener Hunde an einer Kette um den Hals hängen, in einer Glaskugel. Man kann aber auch die Asche seines Tieres in einen Diamanten pressen oder in eine Glaskugel einarbeiten lassen.
Die Bestattung von Kleintieren auf dem eigenen Grundstück ist Weinmann zufolge nicht überall erlaubt. »Viele Gemeindesatzungen sind noch aus den 60er oder 70er Jahren und verbieten die Tierbestattung noch nicht. Neuere Gemeindesatzungen in anderen Städten verbieten die Tierbestattung bereits, vor allem im urbanen Bereich.«
Sofern es kein generelles Verbot am gewünschten Ort gebe, müsse das Grab einen Mindestabstand von zwei Metern zur Grenze einhalten und dürfe nicht in einem Natur- oder Wasserschutzgebiet liegen. »Der Körper muss mit einer Erdschicht von mindestens 50 Zentimetern bedeckt sein.« Auf öffentlichen Flächen wie beispielsweise im Wald sei die Tierbestattung verboten und könne hohe Strafen nach sich ziehen. Es gebe nur sehr wenige genehmigte Tierfriedhöfe für die Erdbestattung, da die Auflagen umfangreich seien, erklärt Weinmann.
Zurzeit wird die Pauluskirche renoviert. Die toten Tiere sollen auf der Scheibe einer massiven, 150 Jahre alten Weißtanne aufgebahrt werden. Die Tierhalter nehmen derweil auf einer echten Kirchbank Platz.
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