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Vogt und VfB-Vereinsbeirat holen zum Gegenschlag aus

Sportlich läuft es beim VfB Stuttgart. Gegen Hoffenheim soll der nächste Schritt in Richtung Champions-League-Qualifikation gelingen. Zwischen dem Aufsichtsrat und Präsident Vogt gibt es aber Ärger.

Claus Vogt
Claus Vogt steht vor dem Spiel im Stadion. Foto: Tom Weller/DPA
Claus Vogt steht vor dem Spiel im Stadion.
Foto: Tom Weller/DPA

Die Führungsebene gespalten, den Ärger vieler Mitglieder auf sich gezogen, ein jahrelanges Versprechen gebrochen - der Machtkampf beim VfB Stuttgart eskaliert. Hinter den Kulissen wird der Ärger längst nicht mehr ausgetragen. Nach der Abwahl von Präsident Claus Vogt als Aufsichtsratsvorsitzender der Fußball-AG des Clubs gehen der 54-Jährige und der Vereinsbeirat in die Offensive und holen zum Gegenschlag aus.

Es sind schwere Vorwürfe, die inmitten des sportlichen Höhenflugs in der Fußball-Bundesliga für Unruhe sorgen. Eine am Dienstag herausgegebene Pressemitteilung, in der Vogts Absetzung mitgeteilt und als Nachfolgerin Tanja Gönner verkündet wurde, sei nicht abgestimmt gewesen, schrieben Vogt und das Gremium am Donnerstag. Zudem wurde der Vorgang in einem Statement als »rechtlich fragwürdig« betitelt und gleichzeitig die Frage aufgeworfen, ob der Verein »wirklich noch seinen Mitgliedern gehöre«.

2017 hieß es in einem Interview, das in der Ausgliederungsunterlage rund um die außerordentliche Ausgliederungsversammlung veröffentlicht wurde: »Der Präsident des Vereins ist Aufsichtsratsvorsitzender der VfB Stuttgart 1893 AG«. Und: »Alle Entscheidungen bleiben in der Hand des VfB Stuttgart 1893 e.V.«. Das schließe auch die Mitglieder mit ein. Zwar wurden die Schwaben damals noch von Wolfgang Dietrich als Präsident geführt. Doch der nun zunehmend beschädigte Vogt hielt lange an jenen Sätzen fest.

Der Beschluss sei jedoch, so kritisiert es der Beirat jetzt, eben nicht auf einer Mitgliederversammlung getroffen worden. Stattdessen seien »mit der vermeintlichen Abwahl des e.V.-Präsidenten als Vorsitzender des Aufsichtsrates, des Präsidialausschusses und Leiter der AG-Hauptversammlung ohne jegliche Einbindung der Mitglieder Tatsachen geschaffen« worden.

Dabei steht Vogts Abwahl in direktem Zusammenhang mit einem Wunsch des neuen Investors Porsche, der der Deutschen Presse-Agentur kürzlich erklärt hatte, auf »einen Neuanfang im Aufsichtsrat mit einem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden, der idealerweise aus dem Kreis der vom e.V. gestellten AR-Mitglieder stammen sollte«, zu pochen. Medienberichten zufolge soll Vogt auch zugesichert haben, seinen Posten an der Spitze des Aufsichtsrates bei einem Einstieg von Porsche zu räumen.

Schon als sich die weitreichende Veränderung angedeutet hatte, drückten die Fans ihren Unmut aus. Im Spiel gegen den 1. FC Union Berlin am vergangenen Freitag hieß auf einem an Porsche-Vorstand Lutz Meschke gerichteten Banner: »Meschke & Co. in die Schranken weisen. Der AR-Vorsitz bleibt beim e.V.-Präsidenten. Präsidium habt ihr uns verkauft? Antworten jetzt!« Auf einem anderen Spruchband stand: »Es bleibt dabei: Der AR-Vorsitz gehört den gewählten Vertretern der Mitglieder.« Weitere Unmutsbekundungen sind nicht ausgeschlossen, denn viele dürften sich durch die Entwicklung verraten fühlen.

Vereinsbeirat und Präsident wurden bereits jetzt deutlich. Sie erkennen eine Verletzung der Spielregeln und hoffen auf eine Prüfung der Sachlage. Zum einen gehe es darum, ob durch die Abwahl Vogts alle Entscheidungen auch weiterhin in der Hand des VfB Stuttgart e.V. bleiben. »Wir glauben: Nein«, hieß es in der Mitteilung. Zum anderen wurde in der Vergangenheit mehrfach bekräftigt, dass der Präsident des Vereins auch der Aufsichtsratsvorsitzende der AG sein soll. Dies sei eine »bindende Verpflichtung«.

Außerdem stehe die Einhaltung der sogenannten 50+1-Regel auf dem Prüfstand. Sie ist dann gewahrt, wenn eine »aktive Gestaltung der Gesellschaft durch den Mutterverein sowie dessen aktiver Einfluss auf die Geschäfte der Spielbetriebsgesellschaft abschließend gesichert werden«.

Dass die Unruhe in den Gremien Auswirkungen auf den sportlichen Erfolg der Schwaben haben könnte, glaubt Trainer Sebastian Hoeneß indes nicht. »Unsere Aufgabe ist es, das zu trennen. Ich lasse mich da nicht drauf ein und das wird den Spielern noch leichter fallen als mir«, sagte er zwei Tage vor dem Spiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) bei der TSG 1899 Hoffenheim. »Wir müssen uns auf die Dinge konzentrieren, die in unserem Kernbereich liegen und das ist das Sportliche.«

In Sinsheim möchte der Champions-League-Anwärter den nächsten Schritt in Richtung Königsklasse machen. Wie es in naher Zukunft in der Vereinsführung weitergeht, dürfte jedoch mit ebenso großer Spannung erwartet werden.

Vereinsmitteilung

© dpa-infocom, dpa:240314-99-334589/5