STUTTGART. Einsatzfahrzeuge wie alle anderen sind die vier Unimog nicht, die sich da steile Rampen hinauf oder durch Wassergräben schieben. Diese Spezialkonstruktionen zu fahren erfordert hohe Konzentration und körperliche Anstrengung. »Die Fahrerinnen und Fahrer werden ganz massiv gefordert. Danach sind sie alle nassgeschwitzt, haben aber ein breites Grinsen im Gesicht«, sagt Christian Schwarze. Der Leiter der Abteilung Technik bei der Stuttgarter Branddirektion ist regelmäßig beim Training mit dabei. Dann üben Angehörige der Stuttgarter Feuerwehr den Einsatz in extremem Gelände – in der Kiesgrube Ötigheim bei Rastatt.
Hilfe bei Feuer und Wasser
Zuletzt sind 35 Angehörige der Abteilungen Büsnau, Degerloch-Hoffeld, Heumaden, Uhlbach und Sommerrain sowie der Berufsfeuerwehr dorthin gefahren, um auf steilen Rampen vertrauter mit ihren neuen Spezialfahrzeugen von Daimler Truck zu werden. Die gehören laut Hersteller zu einer »bundesweit einzigartigen taktischen Einheit in Stuttgart«. Die vier neuen Unimog können zusammen mit zwei älteren Fahrzeugen eine Art Taskforce zur Bekämpfung besonderer Katastrophenlagen bilden. »Dabei kommen eine Löschkomponente und eine technische Hilfeleistungskomponente zusammen. In dieser Kombination ist das sicher einmalig«, sagt Schwarze.
Die Einheit soll sowohl bei Waldbränden als auch bei Überflutungen eingesetzt werden können, dazu in Steillagen und in unwegsamem Gelände. Zu den vier neuen Unimog gehören zwei Tanklöschfahrzeuge, die bei den Abteilungen in Büsnau und Heumaden angesiedelt sind. Sie fassen 3.200 Liter Wasser, verfügen über Front-sprühbalken und Sprühdüsen vor den Rädern, damit sie auch in brennendem Gelände vorwärtskommen. Astabweiser sollen die Mannschaft schützen, auf dem Dach können bis zu zehn Menschen in Sicherheit gebracht werden. Bei Überflutung können sie durch bis zu 1,2 Meter tiefes Wasser fahren. Damit verfügt die Branddirektion über die ersten zwei Fahrzeuge eines neuen Typs, der speziell für die effiziente Bekämpfung von Vegetations- und Waldbränden vorgesehen ist und sich zugleich auch bei Wasserkatastrophen einsetzen lässt.
Dazu kommen ein Rüstwagen mit ähnlichen Fähigkeiten für die technische Hilfeleistung, der dann in Degerloch stationiert wird, sowie eine Besonderheit: ein kompakter, nur 2,20 Meter schmaler Rüstwagen speziell für enge Wege in Weinbergen und Wäldern. Er steht bei der Feuerwehr in Uhlbach. Er soll besonders entlegene und schwer zu erreichende Stellen ansteuern können. »Die topografische Lage mit Bergen, Tälern, schwierigen Steilhanglagen und engen Zufahrtswegen in Stuttgart und Umgebung erfordert Feuerwehrfahrzeuge für den extremen Geländeeinsatz«, sagt der Feuerwehrchef Georg Belge.
Alleskönner Unimog
Bei der Beschaffung sei daher die hohe Geländegängigkeit der Unimog ausschlaggebend gewesen, »um im Katastrophenfall oder bei Unfällen als taktische Einheit schnell agieren und effizient Hilfe leisten zu können«. Die vier Fahrzeuge haben zusammen gut zwei Millionen Euro gekostet, inklusive einer Förderung durch das Land.
Zugute kommen sollen sie allerdings nicht nur der Landeshauptstadt. »Wenn die Anforderung kommt, werden wir damit auch darüber hinaus im Einsatz sein«, sagt Schwarze. Region und Land sollen von der besonderen Einheit profitieren, denn es gibt bundesweit bislang nur wenige dieser Spezialfahrzeuge. Noch laufen die Vorbereitungen und Schulungen. Offiziell vorgestellt werden soll die neue Stuttgarter Einheit in vollem Umfang wohl im Herbst. Bis dahin geht das Training weiter. (GEA)