An vielen Kitas im Land sind die Personalnöte mittlerweile so gravierend, dass Erzieher die Kinder nicht mehr so beaufsichtigen können wie vorgeschrieben. Das ist das Ergebnis einer Befragung von Kitaleitern, die der Verband Bildung und Erziehung (VBE) bundesweit durchgeführt hat. Der Landesverband will die Ergebnisse für Baden-Württemberg am Montag präsentieren. Demnach ist bei einem Drittel aller Kitas an mindestens vier von zehn Arbeitstagen nicht einmal mehr eine Minimalbesetzung vorhanden, die gemäß den Vorgaben notwendig ist, um der Aufsichtspflicht nachzukommen, wie die Deutsche Presse-Agentur vorab erfuhr.
Im U-3-Bereich liegt den Ergebnissen zufolge bei vier von zehn Kitas die tatsächliche Relation von Fachkraft zu Kindern bei 1:5 und schlechter und weicht damit deutlich von der wissenschaftlichen Empfehlung ab, die bei 1:3 liegt. Der U-3-Bereich umfasst die Betreuung von Kindern unter drei Jahren, für die verlässliche Bindungen und Beziehungen für die Entwicklung besonders wichtig sind. Bei fast jeder zehnten Kita im Baden-Württemberg liegt das Verhältnis sogar bei 1:8 und schlechter. Im Ü-3-Bereich ist bei knapp drei Viertel aller Kitas die tatsächliche Fachkraft-Kind-Relation schlechter als die wissenschaftliche Empfehlung, die bei 1:7,5 liegt.
»Trotz aller angekündigten Fachkräfteoffensiven hat sich die Problemlage nicht verbessert, sondern im Gegenteil noch weiter zugespitzt«, sagte VBE-Landesvorsitzender Gerhard Brand der dpa. Der Handlungsdruck sei nun massiv - erst recht mit Blick auf noch nicht gedeckte Betreuungsbedarfe oder andere Herausforderungen wie die Integration traumatisierter Flüchtlingskinder aus der Ukraine oder der Fachkräftekonkurrenz aus dem Grundschulbereich. Brand erinnerte in dem Zusammenhang auch an den Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung für Kinder im Grundschulalter ab 2026.
In der Studie wurden Kitaleitungen bundesweit zu den Themen Corona, Personal, Überlastung, Gesundheitssorgen und Wertschätzung befragt. Allein aus Baden-Württemberg haben rund 2000 Kitaleitungen teilgenommen - damit stammen die meisten der insgesamt 4827 Teilnehmer aus dem Südwesten. Die Studie gebe Antworten auf die Frage, was das Kitapersonal bewege und zeige ein umfassendes Bild der Arbeitsbedingungen und Herausforderungen, teilte der Verband vorab mit. Die Ergebnisse seien »teils mehr als alarmierend«.
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