Es sind die klassischen Symptome eine Krise. Der VfB Stuttgart verliert das wohl wichtigste Spiel der bisherigen Saison durch ein Tor in der Nachspielzeit. Alle Spieler fliehen danach in die Kabine, niemand ist in der ersten halben Stunde nach dem Abpfiff zu sehen. Und wer sich doch heraustraut, wird nach dem Trainer gefragt.
Immerhin: Pellegrino Matarazzo steht beim VfB offenbar auch nach dem bitteren 2:3 (2:2) beim VfL Wolfsburg nicht zur Diskussion. In dieser Hinsicht hat sich der Umgang mit Krisen in Stuttgart in den vergangenen Jahren deutlich verändert. »Er ist nicht Teil der Analyse«, bestätigte Sportdirektor Sven Mislintat am Samstagabend. Und auch der Trainer selbst gab sich trotz des schmerzhaften Nackenschlags in der Fußball-Bundesliga durch das späte Gegentor von Yannick Gerhardt (90.+1 Minute) kämpferisch: »Wir haben in der Vergangenheit immer gezeigt, dass wir in der Lage sind, wieder aufzustehen. Das gehört zu unserer DNA.«
In diesem Punkt hat der 44-Jährige recht. In der vergangenen Saison deutete zeitweise einiges auf den Abstieg des VfB hin, ehe sich die Mannschaft in der Nachspielzeit des letzten Spieltags sogar die Relegation ersparte. Doch den großen Enthusiasmus, den dieser 2:1-Sieg gegen den 1. FC Köln am 14. Mai auslöste, haben die Stuttgarter nicht mit in die neue Saison retten können. Nach acht Spieltagen ist man immer noch ohne Sieg. Und die sportliche Krise, in der sich diese Mannschaft nun mal wieder befindet, lässt sich nur sehr schwer analysieren.
»Wenn wir die Gegentore gegen Frankfurt und heute zusammenfassen, dann sind das sechs Stück in zwei Spielen. So wird es einfach schwer, Spiele zu gewinnen«, sagte Mislintat. Worauf er aber eigentlich hinauswill, ist: »Vor diesen Spielen waren wir defensiv stabil und haben unsere Punkte wegen mangelnder Effektivität und Chancenverwertung nicht gemacht. Erst in den letzten beiden Spielen haben wir zu große Fehler gemacht.« Die Ergebnisse sind die gleichen. Nur die Ursachen dafür ändern sich.
In Wolfsburg verpassten die Stuttgarter gleich mehrere Gelegenheiten, einen ähnlich kriselnden Gegner auf die Bretter zu schicken. Nach der 1:0-Führung durch Serhou Guirassy (22.) dauerte es nur eine Minute, bis der in der vergangenen Saison noch an den VfB ausgeliehene Omar Marmoush zum 1:1 traf (23.). Ein Fehler des ansonsten so starken Florian Müller begünstigte das Wolfsburger 2:1 durch Maximilian Arnold (38.). Und nach dem Ausgleich durch Konstantinos Mavropanos (45.+1) waren die Gäste dem dritten Tor eigentlich näher als der VfL. Unter anderem traf Silas in der 57. Minute nur die Latte.
Man dürfe nicht vergessen, sagte Mislintat: »Wir müssen immer wieder einen Substanzverlust erleiden.« Damit meint er die Verkäufe von Spielern wie Sasa Kalajdzic in diesem oder Nicolás González im vergangenen Sommer. »Wir sind, glaube ich, die zweitjüngste Mannschaft in Europa. Da wird es immer wieder solche Phasen geben. Und am Ende des Tages wird es auch immer wieder darum gehen, durch solche Phasen durchzugehen.«
Ihre nächsten drei Spiele bestreiten die Schwaben alle zu Hause: Gegen Union Berlin und den Tabellenletzten VfL Bochum in der Bundesliga, gegen Erstliga-Absteiger Arminia Bielefeld im DFB-Pokal. Er wolle nichts schönreden, sagte Matarazzo. »Aber wir haben jetzt drei Heimspiele hintereinander. Das ist eine Riesenchance, die Sache wieder in eine andere Richtung zu drehen.«
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