Die Querelen in der Führung des VfB Stuttgart halten an. Nach der Stellungnahme des als Aufsichtsratschef abgewählten Präsidenten Claus Vogt und des Vereinsbeirats meldeten sich in einer gesonderten Mitteilung am Freitag auch Vizepräsident Rainer Adrion und Präsidiumsmitglied Christian Riethmüller zu Wort - und gingen auf Distanz zum 54-Jährigen. Sie hätten der brisanten Stellungnahme vom Donnerstag »in dieser Form nicht zustimmen« können, erklärten sie. Demnach hatten sie diese auch nicht unterzeichnet.
Gute zwei Stunden später folgte die nächste Mitteilung, diesmal vom Vorstand der AG des Fußball-Bundesligisten. »Die aktuelle Situation auf vereinspolitischer Ebene ist für den gesamten Club eine besondere Belastung auf praktisch allen Ebenen und kommt zur Unzeit«, hieß es darin. Der Vorsitzende Alexander Wehrle und seine Vorstandskollegen forderten »den engen Schulterschluss aller« und wollen »mit allen Gremien in einer kompakten Arbeitsgruppe aktiv an der formalen Klärung bestehender Problemstellungen zu zukunftsgerichteten Strukturfragen, insbesondere auch zum Aufsichtsratsvorsitz« arbeiten.
Adrion und Riethmüller hatten den Ablauf der Versammlung vom Dienstag, bei der Vogt als Aufsichtsratschef abgewählt und durch Tanja Gönner ersetzt worden war, zuvor bedauert.
»Das Ausgliederungsversprechen, dass der Präsident des e.V. auch gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender ist, steht seit 2017 im Raum und sollte zukünftig aus unserer Sicht ohne Einbindung der Mitglieder nicht verändert werden«, erklärten Adrion und Riethmüller.
Der neue Investor Porsche habe »in den Beteiligungsverhandlungen die konkrete Erwartung verknüpft«, dass Vogt den Aufsichtsratsvorsitz abgibt, hieß es weiter. »Nachdem der Präsident dies schriftlich akzeptierte, haben die weiteren Präsidiumsmitglieder und die Mehrzahl der Aufsichtsräte dem zugestimmt. Unsere Hoffnung war, dass wir eine gemeinsame Lösung zum Wohle des Vereins und seiner Mitglieder finden.« Nach Adrions und Riethmüllers Meinung sind die Mitglieder »immer ganz direkt in die Willensbildung des Vereins eingebunden«. Der Einfluss des Muttervereins auf die AG sei stets gewährleistet.
Vogt und der Vereinsbeirat hatten die Abwahl des Unternehmers als »rechtlich fragwürdig« bezeichnet, die Frage aufgeworfen, ob der VfB »wirklich noch seinen Mitgliedern« gehöre und Zweifel geäußert, ob bei den Stuttgartern durch diese Entwicklung die im deutschen Fußball grundlegende 50+1-Regel noch eingehalten wird. Sie verhindert, dass ein Geldgeber die Stimmenmehrheit und damit das letzte Wort in einem Club bekommen kann.
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