Es ist Pellegrino Matarazzo anzumerken, dass sich die Ausgangslage des VfB Stuttgart vor dem letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga verbessert hat. Der Coach stellte einmal mehr die positiven Gedanken in den Vordergrund, an denen sich seine Mannschaft hochziehen kann. Davon, dass der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle die Zukunft Matarazzos und jene von Sportdirektor Sven Mislintat erst nach einer Saisonanalyse besprechen möchte, lässt sich der 44 Jahre alte Trainer vor dem Heimspiel am Samstag gegen den 1. FC Köln (15.30 Uhr/Sky) nicht verunsichern.
Die Rechnung aus Stuttgarter Sicht ist simpel: Schlägt das Team von Matarazzo die Domstädter und verliert im Parallelspiel Hertha BSC beim Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund, können die Schwaben dank der besseren Tordifferenz eine schwierige Saison doch noch zum Guten wenden und den direkten Klassenerhalt schaffen.
»Alle Jungs spüren diese Chance«, sagte Matarazzo am Freitag. »Wir wissen alle, um was es geht, und wir haben gezeigt, dass wir mit Druck umgehen können.« Zumindest bewiesen die Stuttgarter dies beim überraschenden 2:2 beim FC Bayern München am vergangenen Sonntag. Anders sah es vor etwa drei Wochen beim 0:2 bei der Hertha aus, als der VfB am Druck zerbrach.
Hätten sie bei den Bayern verloren, müssten die Stuttgarter vor dem Duell mit den Kölnern den Blick nur noch nach hinten richten. Auch der Tabellen-Vorletzte Arminia Bielefeld hat nur drei Punkte Rückstand, aber die deutlich schlechtere Tordifferenz. Zudem treffen die Ostwestfalen auf RB Leipzig. Die Sachsen müssen ebenfalls punkten, um den vierten Platz abzusichern. So sind die Stuttgarter von Platz 16 fast nicht mehr zu verdrängen.
»Mein Fokus liegt nicht auf den Ergebnissen in den anderen Stadien, sondern auf uns«, sagte Matarazzo. »Aber sicherlich werde ich es mitbekommen, wenn woanders etwas passiert.« Über eine Sonderprämie als Extra-Motivation sei nicht gesprochen worden. Das sei aber auch gar nicht nötig, fügte Matarazzo an. Schließlich sei das anvisierte Ziel bedeutend genug.
Wenig hilfreich ist es, dass er die Startelf womöglich umbauen muss. Hiroki Ito setzte aufgrund von Wadenproblemen aus. Philipp Förster steht wegen eines Magen-Darm-Infekts sicher nicht zur Verfügung. Das gilt auch für die langzeitverletzten Profis Mohamed Sankoh, Nikolas Nartey und Silas Katompa Mvumpa.
Für die fitten VfB-Profis geht es darum, das Tempospiel der Kölner zu unterbinden und die Kreise von Torjäger Anthony Modeste einzuengen. »Gegen dieses Kopfball-Monster müssen wir Flanken blocken«, sagte Matarazzo, der sich nicht auf sein kongeniales Duo - bestehend aus Vollstrecker Sasa Kalajdzic und Vorarbeiter Borna Sosa - verlassen möchte. Der VfB hätte aber schon in München gezeigt, dass er andere Lösungen in der Hinterhand habe, sagte der Trainer.
Unabhängig davon, ob es für den direkten Klassenerhalt am Samstag reicht - Matarazzo bleibt sich treu. Negativität lässt er nicht zu. »Wir haben noch ein bis drei Spiele und wollen unsere Form für die Relegation bestätigen«, sagte er. Immerhin habe der VfB immer noch »alles in der eigenen Hand«.
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