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Verhärtete Fronten bei Tarifgesprächen im Einzelhandel

Im Einzelhandel ziehen sich die Tarifgespräche traditionell besonders lange hin. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Die Gewerkschaft Verdi setzt auf Warnstreiks. Vom Handelsverband kommt scharfe Kritik.

Eine Frau hat eine Verdi-Fahne in den Haaren stecken
Eine Frau hat eine Verdi-Fahne in den Haaren stecken. Foto: Daniel Naupold/Archivbild
Eine Frau hat eine Verdi-Fahne in den Haaren stecken. Foto: Daniel Naupold/Archivbild

Stuttgart (dpa/lsw) - Im Tarifkonflikt des baden-württembergischen Einzelhandels sieht die Gewerkschaft Verdi die Arbeitgeber am Zug. »Es ist nun an der Zeit, dass die Arbeitgeber ihre Blockadehaltung aufgeben und ein für einen Abschluss geeignetes Angebot abgeben«, sagte Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke in Stuttgart. Der Einzelhandel im Land profitiere von der anhaltend guten Konsumlaune der Verbraucher und sehe weiteren Umsatzsteigerungen im laufenden Jahr entgegen. »Es gibt keinen vernünftigen Grund, dass die Arbeitgeber den Beschäftigten die verdienten Erhöhungen ihrer Löhne und Gehälter weiter vorenthalten.«

Die Tarifverhandlungen für die etwa 490 000 Beschäftigten im baden-württembergischen Einzelhandel waren am 12. Juni ohne Ergebnis vertagt worden. Die Arbeitgeber hatten ihr Angebot etwas nachgebessert und wollen nun eine Lohnerhöhung von 1,7 Prozent im ersten und 1,2 Prozent im zweiten Jahr gewähren. Verdi wies das als zu niedrig zurück und blieb bei der bisherigen Forderung von 6,5 Prozent. Die Verhandlungen werden am 8. Juli fortgesetzt.

Um den Druck zu erhöhen, setzt die Gewerkschaft zunehmend auf Warnstreiks. Seit Mitte Mai gab es im Land in über 100 Betrieben Aktionen. An den jeweils eintägigen befristeten Ausständen beteiligten sich mehr als 10 000 Beschäftigte, wie Verdi mitteilte. »Für die Streiks haben wir als Verband kein Verständnis. Sie sind ein falsches Signal«, erklärte der Handelsverband Baden-Württemberg. »Streiks treffen vor allem die Verbraucher und gefährden Arbeitsplätze - und das in einer Zeit, in der der Handel in der größten Transformation seiner Geschichte steckt.« Der klassische Einzelhandel leidet seit Jahren unter dem Trend zum Einkauf im Internet.

Verdi Fachbereich Handel