Im Rennen um möglichst viele Windräder im Land sollten aus Sicht der Öko-Energie-Branche nicht nur neue Flächen für Räder erschlossen, sondern auch alte Räder konsequent ersetzt werden. Es gebe bereits insgesamt rund 200 Anlagen im Land, die älter als 20 Jahre seien. »Hier gibt es ein enormes Potenzial, wenn man diese Altanlagen erneuert«, sagte Raphael Montigel von der Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg, der Dachorganisation von Verbänden, Unternehmen und Forschungsinstituten aus dem Bereich der Öko-Energie im Südwesten. »Moderne Windenergieanlagen haben eine deutlich höhere Leistung«, fügte er hinzu. In den kommenden drei Jahren würden außerdem über 100 Windenergieanlagen im Land aus der Förderung fallen.
Nach Ende der Förderung nach dem EEG nach 20 Jahren steht es den Betreibern nach Auskunft des Umweltministeriums frei, die Anlage weiter zu betreiben oder die Energie direkt zu vermarkten - also den gewonnenen Strom zum Beispiel an ein Unternehmen zu verkaufen - oder eine Anschlussförderung in Anspruch zu nehmen.
Anfang September wurde der Turm einer Windkraftanlage bei Freiburg gesprengt. Mit dem spektakulären Abriss wurde Platz geschaffen für den Bau eines höheren und leistungsfähigeren Windrads, wie der geschäftsführende Gesellschafter der Ökostromgruppe Freiburg, Andreas Markowsky, damals erklärt hatte.
Insgesamt sind in Baden-Württemberg Stand Ende September 770 Windenergieanlagen in Betrieb, wie eine Ministeriumssprecherin weiter erläuterte. Im Jahr 2023 wurden bis dahin zehn Windenergieanlagen in Betrieb genommen. Genehmigt wurden in diesem Jahr bis zu diesem Zeitpunkt 43 Windenergieanlagen.
Die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg forderte mehr Tempo beim Neubau und den Genehmigungen. Ein Grund für die geringen Ausbauzahlen seien immer noch die zu langen Bearbeitungszeiten bei den Genehmigungen.
Mit der Einrichtung einer Taskforce hatte die Landesregierung 2021 auf den schleppenden Ausbau der Windkraft reagiert. Ein Gremium aus Fachleuten und Amtsleitern sollte Vorschläge erarbeiten, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg zu beschleunigen und vor allem Planungsverfahren für Windkraftanlagen zu verkürzen. Das Gremium sollte auch die weiteren Bereiche der Erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Bioenergie, Wasserkraft und die tiefe Geothermie in den Blick nehmen.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte die Ergebnisse der Taskforce, die inzwischen ihre Arbeit beendet hat, im Juni gelobt. Die Projektgruppe könnte seiner Einschätzung nach auch als Vorbild dienen. »Das kann durchaus eine Blaupause sein für andere Infrastrukturprojekte«, sagte der Grünen-Politiker.
Die Taskforce habe erfolgreiche Vorschläge gemacht und gute Arbeit geleistet, sagten Kretschmann und Umweltministerin Thekla Walker (Grüne). Die Dauer einer Genehmigung für ein Windrad sei von einst sieben Jahren halbiert worden, es würden deutlich mehr Flächen für die Windenergie bereitgestellt.
Plattform Erneuerbare Energien
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