Logo
Aktuell Verkehr

Verabschiedet sich die Stadt Stuttgart vom Baden-Airpark?

Starke Kräfte im Gemeinderat dringen darauf, die Beteiligung in Baden-Baden aufzugeben.

Piste und Gewerbebauten in Rhein- und Grenznähe: Der Baden-Airpark mit dem Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden.  FOTO: BADEN-AIRPARK
Piste und Gewerbebauten in Rhein- und Grenznähe: Der Baden-Airpark mit dem Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden. FOTO: BADEN-AIRPARK
Piste und Gewerbebauten in Rhein- und Grenznähe: Der Baden-Airpark mit dem Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden. FOTO: BADEN-AIRPARK

STUTTGART. Kleine Regionalflughäfen waren Umweltschützern und Steuerzahlerbünden schon lang ein Dorn im Auge: weil sie Billigflieger anzogen, umweltschädliche Urlaubsflüge ankurbelten und oftmals von der öffentlichen Hand subventioniert wurden. Im Zeichen der heraufziehenden Klimakatastrophe bekommen die Kritiker weiter Auftrieb. Und einem der Regionalflughäfen soll nun die Hauptgeldgeberin und Mutter genommen werden, wenn es nach starken Kräften im Stuttgarter Gemeinderat geht: dem Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden im Baden-Airpark, der eine Tochtergesellschaft der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) ist. Doch deren Geschäftsführer Walter Schoefer möchte verhindern, dass ihm seine Gesellschafter – das Land Baden-Württemberg und die Landeshauptstadt – den Ausstieg verordnen.

Verwaltung muss reagieren

Vor allem die Grünen-Fraktion und das Linksbündnis um SÖS und die Linke im Gemeinderat arbeiten daran. In den nächsten Wochen muss die Verwaltung eine Stellungnahme formulieren zum Antrag des Linksbündnisses, der da lautet, man solle die FSG die Veräußerung ihrer Anteile in Baden vorbereiten lassen. Begründung: der Muttergesellschaft sei im Coronajahr 2020 ein Defizit von annähernd 100 Millionen Euro entstanden, der Tochter ein Minus von mehr als zehn Millionen. Wenn bei der Fliegerei erst einmal die Umweltkosten eingepreist würden, sei nicht wieder mit schwarzen Zahlen zu rechnen. Aus Klimaschutzgründen sei der Rückgang des Flugbetriebs ohnehin zu begrüßen. Gerade für die Stadt Stuttgart verbänden sich keinerlei Vorteile mit dem Baden-Airpark. Es sei an der Zeit, dass die FSG ihre »finanziell belastende Beteiligung veräußert«. Die 65,8 Prozent, die sie am Baden-Airpark hält, könnten an die schon heute beteiligten regionalen Gebietskörperschaften in Baden abgestoßen werden.

Grünen-Stadträtin Gabriele Nuber-Schöllhammer, die das Thema schon im Mai im städtischen Wirtschaftsausschuss intoniert hatte und bis hin zur CDU auf ein gewisses Verständnis gestoßen war, möchte als FSG-Aufsichtsratsmitglied in der Sache auch am Ball bleiben. Im Hinblick auf die Koalitionsverhandlungen, die man anlässlich der Bundestagswahl für sich herbeisehnt, möchten die Stuttgarter Grünen das Thema Regionalflughäfen bei ihren Parteifreunden in der Hauptstadt in Erinnerung rufen.

Walter Schoefer, der Sprecher der FSG-Geschäftsführung, tickt in dieser Angelegenheit allerdings ganz anders. Wenn es denn einmal an die Schließung von Regionalflughäfen gehen sollte, wäre der Baden-Airport für ihn der allerletzte, den er dichtmachen würde, sagte er unserer Zeitung. Der Baden-Airpark (Werbeslogan: »Besser kommen Sie nicht weg!«) habe für die Region Baden, aber auch für das benachbarte Elsass und das südliche Rheinland-Pfalz eine wichtige Anbindung an den Luftverkehr gebracht. Dieser Flughafen erfülle auch einen öffentlichen Versorgungsauftrag. Das Miteinander von Piste und Gewerbegebiet schaffe wirtschaftliche Stabilität in der Region. Man habe die Geschäftsführung auch schon ermuntert, noch stärker hinter Klimaschutz und Energiesparen her zu sein. Natürlich habe im Coronajahr 2020 auch der Baden-Airpark einen Rekordverlust ausgewiesen, dennoch stehe er ganz gut da. Operativ sei er im Flugbetrieb stabil. Die Erholungstendenzen seien dort im Grunde sogar ermutigender als am Flughafen Stuttgart.

Hohe Verluste

Woran das liegt? Darüber kann auch Schoefer nur spekulieren. Möglicherweise an dem etwas anderen Marktsegment, das in Baden von den Billigfliegern Ryanair, Wizzair und auch von Ferienfluggesellschaften bedient werde. Dadurch gingen dem Flughafen Stuttgart keine Flüge verloren. Und bei den räumlichen Einzugsgebieten sieht Schoefer noch viel weniger Überschneidungen. Aus dem Rheintal, der Pfalz und dem Elsass kämen kaum Flugreisende nach Stuttgart. Fazit: »Es gibt keine kommunizierenden Röhren beim Fluggastaufkommen dieser beiden Flughäfen.« Ob man aussteigt oder nicht, das sei eine Frage an die Gesellschafter, sagt der FSG-Chef. Er dementiert aber gleich die Annahme, dass Stuttgart durch das Engagement in Baden einen ökonomischen Nachteil hätte. Als im Jahr 2000 die Weichen für die Gründung des Baden-Airparks gestellt wurden, hätten Land und Landeshauptstadt eine Vereinbarung getroffen, um Nachteile für Stuttgart auszuschließen.

Das wird von der Stadtverwaltung auch bestätigt. Trotzdem dürfte es auch bei der finanziellen Regelung Gesprächsbedarf zwischen Stadt und Land geben. Der Grund: für die Beteiligung der FSG am Baden-Airpark hat es vor Kurzem eine Wertberichtigung gegeben.

Das geht auch die FSG-Gesellschafterin Stadt Stuttgart an, die 35 Prozent an der Stuttgarter Flughafengesellschaft hält. So oder so wird OB Frank Nopper (CDU) nicht darum herumkommen, das Thema Baden-Airpark aufzugreifen. Er vertritt die Stadt ja auch im FSG-Aufsichtsrat und ist dort stellvertretender Vorsitzender. (GEA)