Krise hier, Krise dort: Doch die Menschen im Südwesten wollen ihre Ausgaben für Weihnachtsgeschenke kaum reduzieren oder sogar steigern. Zu diesem Ergebnis kommt die Weihnachtsstudie der FOM Hochschule für Ökonomie und Management für Nordbaden und Stuttgart. Die Nordbadener in der Region Mannheim und Karlsruhe wollen nach einer Befragung von 800 Menschen in diesem Jahr zwar weniger für Weihnachtsgeschenke ausgeben, aber in sehr überschaubarem Rahmen. Belief sich ihr Budget 2021 noch auf ein Rekordhoch von 528 Euro, sind es den Angaben zufolge jetzt 493 Euro.
Anders sieht die Lage in der Landeshauptstadt aus, wo über 1000 Menschen befragt wurden. Die Stuttgarter, eigentlich als knickrige Schwaben bekannt, zeigen sich spendabel: Sie wollen ihre Liebsten mit Gaben im Wert von 546 Euro beglücken - nach 528 Euro im Vorjahr. »Je größer die Städte, desto höher die Ausgaben«, erläuterte Studienleiter Oliver Gansser vom Institut für Empirie & Statistik der FOM Hochschule. Damit liegt die Metropole auch über dem bundesweiten Level von 520 Euro (2021: 522 Euro) - allerdings unter den Werten für Städte in Nordrhein-Westfalen wie Bochum oder Aachen.
In die Berechnung der Ausgaben fließen laut Gansser Daten zum Familienstand der Befragten und ihrem Status als Beschäftigter, Arbeitsloser, Rentner, Schüler, Auszubildender oder Studierender ein.
Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zeichnet allerdings ein düstereres Bild. Demnach will mehr als die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher in diesem Jahr weniger Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben oder ganz darauf verzichten; jeder Fünfte will »deutlich weniger« Geld in die Hand nehmen.
Für 25 Prozent der Nordbadener und 30 Prozent der Stuttgarter wirken sich die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise auf den Kauf von Weihnachtsgeschenken aus. Die hohen Preise an der Zapfsäule sind für 20 Prozent der Nordbadener und 25 Prozent der Stuttgarter ein Grund zur Zurückhaltung. Faktoren wie eine unsichere Jobperspektive und der Wegfall des 9-Euro-Tickets haben laut der Befragung einen verschwindend geringen Einfluss auf das Kaufverhalten.
Die gestiegene Kauflust in Stuttgart und das nur leicht rückläufige Budget in Nordbaden haben Gansser überrascht. »Wir hätten erwartet, dass sich die aktuellen Krisen und Herausforderungen stärker auf die Kauflaune auswirken.« Er fügte hinzu: »Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass mit dem Weihnachtsfest der Wunsch nach Tradition und einem ritualisierten Familienerlebnis einhergeht.«
Auf den Gabentisch gehört bei den im Südwesten Befragten auch Literatur: Auf die Frage, was man gerne schenkt, gab etwa jeder zweite Befragte Bücher an. 43 Prozent nannten auf diese Frage Kosmetika, Parfüms, Kleidung, Schuhe oder Accessoires. Für diese Produkte wird jedoch nicht das meiste Geld ausgegeben. In Nordbaden liegen Geldgeschenke von im Schnitt 144 Euro unterm Tannenbaum, in Stuttgart rangieren Smartphones im Wert von 130 Euro auf Platz eins.
Beim geschlechtsspezifischen Kaufverhalten bestätigt sich das Klischee: Immer noch gehen viele Männer laut Weihnachtsstudie kurz vor dem Fest auf Shoppingtour. Der stationäre Einzelhandel spielt beim Weihnachtseinkauf noch eine wichtige Rolle: Zwei Drittel der Befragten aus beiden Regionen finden das Shoppen im Geschäft wichtig. Um die 60 Prozent wollen Weihnachtsgeschenke online erwerben. Nur rund 20 Prozent erwerben Geschenke auf Weihnachtsmärkten.
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