Die Menschen in Baden-Württemberg sehen wegen des Kriegs in der Ukraine deutlich pessimistischer nach vorne als bislang. Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage im Auftrag aller Tageszeitungen im Südwesten ist der Zukunftsoptimismus sogar so niedrig wie nie zuvor in den vergangenen sieben Jahrzehnten.
Nur noch knapp jeder vierte Baden-Württemberger sieht den kommenden zwölf Monaten mit Hoffnungen entgegen, die große Mehrheit ist hingegen tief besorgt, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach hervorgeht. 33 Prozent der Befragten sind demnach skeptisch, weitere 34 Prozent haben sogar Befürchtungen beim Gedanken an die kommenden Monate. Hoffnungsvoll seien dagegen nur 24 Prozent der Menschen.
Dennoch ist die Hilfsbereitschaft der Befragten den geflüchteten Menschen aus der Ukraine gegenüber ausgesprochen groß, wie aus der Befragung hervorgeht: 44 Prozent der befragten Baden-Württemberger würden grundsätzlich Flüchtlinge bei sich aufnehmen, nur jeder Dritte (33 Prozent) schließt das aus. Von den Befragten, die auch die Möglichkeit haben, bei sich zu Hause einen oder mehrere Geflüchtete aufzunehmen, zeigen sich sogar 68 Prozent offen dafür, auch tatsächlich Menschen aufzunehmen, die auf der Flucht sind.
Etwa jeder zweite befragte Baden-Württemberger (51 Prozent) hält es derzeitig für angebracht, dass Deutschland unbürokratisch so viele Flüchtlinge aus der Ukraine aufnimmt wie möglich. 43 Prozent sind hingegen dafür, die Zahl der Flüchtlinge zu begrenzen. 6 Prozent der Befragten möchte, dass möglichst wenige oder gar keine Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen werden.
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Trotz der Debatte um hohe Benzinpreise und steigende Energiekosten sehen die Menschen ein vorübergehendes Tempolimit auf den Autobahnen eher skeptisch. Eine solche Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 Stundenkilometern halten nur 37 Prozent der Befragten für sinnvoll. Fast jeder Zweite (47 Prozent) hat hingegen Vorbehalte gegen den Vorschlag.
Grund für die Skepsis im Südwesten könnte durchaus sein, dass die Menschen von den Einsparpotenzialen einer sparsameren Fahrweise nicht überzeugt sind. Denn laut Umfrage versuchen 54 Prozent, sich wegen der gestiegenen Energiepreise generell stärker einzuschränken. 45 Prozent der Befragten fahren weniger Auto, immerhin 34 Prozent auch spritsparender, wie es hieß.
Und auch Bund und Länder müssen dringend sparen, um die wirtschaftlichen Folgen von Pandemie und Krieg tragen zu können. Uneinheitlich äußern sich die Befragten allerdings über die Bereiche, in denen weniger ausgegeben werden sollte. Am ehesten sollte das Land laut Umfrage die Kosten für Großprojekte in den Blick nehmen, hier sieht mehr als jeder zweite Befragte (56 Prozent) Einsparpotenziale. 30 Prozent der Baden-Württemberger plädieren in der Umfrage für eine Kürzung bei der Sportförderung des Landes, 27 Prozent für Sparmaßnahmen bei Kultureinrichtungen wie Theatern oder Museen.
Für den sogenannten »BaWü-Check« der Tageszeitungen hat das Institut für Demoskopie Allensbach in der zweiten Märzhälfte 1057 repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg ab 18 Jahren befragt.
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