Heilbronn (dpa/lsw) - Im Streit um die Zukunft des traditionsreichen Knorr-Werks in Heilbronn zeichnet sich eine Einigung ab. Die Gewerkschaft NGG handelte mit der Deutschland-Spitze des niederländisch-britischen Konsumgüterkonzerns Unilever - zu dem die Marke Knorr gehört - ein Eckpunktepapier mit einer zehnjährigen Standort- und Beschäftigungsgarantie für das Werk aus, wie beide Seiten am Donnerstag bestätigten. Die »Heilbronner Stimme« hatte über die Einigung berichtet.
Damit könnten Hunderte Knorr-Mitarbeiter in Heilbronn ihre Jobs behalten. Im Gegenzug sollen die Lohnzuwächse der Beschäftigten künftig deutlich geringer ausfallen; neue Mitarbeiter müssten auf einem schlechteren Gehaltsniveau starten.
Ob die Pläne auch umgesetzt werden, hängt von der endgültigen Zustimmung beider Seiten ab. Die Gewerkschaft NGG will das Paket in einem Mitgliedervotum zur Abstimmung stellen. Auf Arbeitgeberseite muss die globale Konzernspitze zustimmen. Entscheidungen sollten in den nächsten Wochen fallen, hieß es.
Der Unilever-Konzernbetriebsratschef für den deutschsprachigen Raum, Hermann Soggeberg, sagte, auf Gewerkschaftsseite solle die Abstimmung bis Mitte des Monats abgeschlossen sein. Danach erwarte man »kurzfristig« einen Beschluss der Unilever-Führung. Ein Unilever-Sprecher sagte mit Blick darauf, er sei vorsichtig optimistisch. Allerdings könne der Teufel im Detail stecken. Zwar seien die groben Leitlinien jetzt geklärt, aber Einzelheiten müssten zwischen den Tarifpartnern noch ausgestaltet werden.
Soggeberg wiederum betonte: »Wir erwarten jetzt von der Unternehmensleitung ein deutliches Commitment zu dem Standort. Wenn das jetzt nicht gelingt, haben wir ein Riesenkonflikt bei Unilever.«
Der Konzern hatte im Oktober verkündet, dass in Heilbronn ein »radikaler Umbau« nötig sei, um auf »große Kostenprobleme« zu reagieren. Betriebsräte fürchteten daraufhin die Schließung des Werks.
Die Grundsatzeinigung sieht nun neben einem Abschmelzen des Tarifniveaus auch vor, dass die Mitarbeiter künftig flexibler als bisher arbeiten. Im Gegenzug sollen betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2030 ausgeschlossen werden. Der Verhandlungsleiter der Gewerkschaft NGG, Burkhard Siebert, sagte, die Beiträge der Beschäftigten seien zwar schmerzhaft, aber noch vertretbar. »Denn dass wir eine ganze Dekade Sicherheit für den Standort und die Arbeitsplätze in Werk und Lager durchsetzen können, haben sicher nur wenige für möglich gehalten.«
Jüngsten Unternehmensangaben zufolge arbeiten in Heilbronn im Knorr-Werk und im Lager rund 570 Menschen. Der Betriebsrat sprach zuletzt von insgesamt knapp 700 Mitarbeitern, die einschließlich der Logistiker und einiger kleinerer Segmente dort beschäftigt seien. Heilbronn ist Knorr-Gründungsstandort. Die Traditionsmarke ist vor allem für Gewürzmischungen und Tütensuppen bekannt. Das Geschäft mit diesen sogenannten Trockenprodukten ist allerdings rückläufig.