Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie im Südwesten setzt die IG Metall auf Warnstreiks, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Bezirksleiter Roman Zitzelsberger wies am Donnerstag in Böblingen das Angebot der Arbeitgeber zurück. »Wer angesichts der steigenden Inflation und der Abschlüsse in anderen Branchen mit so einem unzureichenden Angebot um die Ecke kommt, der provoziert den Konflikt und wirkt ihm nicht entgegen.«
Der Arbeitgeberverband Südwestmetall bot wie in den anderen Tarifgebieten auch eine Einmalzahlung in Höhe von 3000 Euro und eine unbezifferte Erhöhung der Gehaltstabellen bei einer Laufzeit von 30 Monaten an. Die IG Metall fordert hingegen 8 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr.
Südwestmetall-Verhandlungsführer Harald Marquardt sprach nach der dritten Verhandlungsrunde von einem »fairen Lösungsvorschlag«. Er trage zu einer gerechten Verteilung der Belastung bei, die Beschäftigte und Betriebe durch die aktuelle Teuerung erfahren. Marquardt kritisierte die geplanten Warnstreiks nach Ablauf der Friedenspflicht. Er halte sie für überflüssig. Ab Samstag, 00.01 Uhr, soll nach Gewerkschaftsangaben in ausgesuchten Betrieben in Baden-Württemberg während der Nachtschicht die Arbeit niedergelegt werden.
In der Branche sind im Südwesten rund eine Million Menschen beschäftigt. Die vierte Verhandlungsrunde findet am 8. November erneut in Böblingen statt. Zitzelsberger forderte bis dahin die Vorlage eines deutlich verbesserten Angebots. Marquardt sagte, man habe sich große Mühe gegeben, einen vernünftigen Vorschlag zu unterbreiten. Er verwies auf die schlechte wirtschaftliche Lage in Deutschland. Die Rahmenbedingungen hätten sich weiter verschlechtert. »Wir müssen uns zudem auf einen Prozess verständigen, wie wir auf eine mögliche Energienotlage während der Laufzeit des Tarifvertrags reagieren«, so der Arbeitgeberchef weiter.
Die aktuelle Forderung der Gewerkschaft ist die höchste in der Metall- und Elektroindustrie seit dem Jahr 2008. Die erwartete Teuerung kann damit nicht vollständig ausgeglichen werden, so dass Gewerkschaftschef Jörg Hofmann wiederholt staatliche Hilfen für die Haushalte einschließlich einer Energiepreisbremse verlangt hat. Dazu gehört auch die Freistellung von Arbeitsentgelten bis 3000 Euro. Nach Lesart der Gewerkschaft kann diese auch auf feste, dauerhaft wirksame Lohnbestandteile angewendet werden und nicht nur auf Einmalzahlungen. In der Chemie-Industrie wurden neben zwei Einmalzahlungen von jeweils 1500 Euro zwei Tarifstufen von jeweils 3,25 Prozent vereinbart.
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