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Tübinger Forscher: Schwerelosigkeit könnte Stress bei Astronauten verursachen

Alexander Gerst
Erster deutscher Kommandant: Astronaut Alexander Gerst auf der ISS. Foto: ESA/NASA/Alexander Gerst
Erster deutscher Kommandant: Astronaut Alexander Gerst auf der ISS. Foto: ESA/NASA/Alexander Gerst

TÜBINGEN. Untersuchungen des Blutes von Astronauten deuten auf ein erhöhtes Stresslevel bei einem längeren Aufenthalt in der Schwerelosigkeit hin. Sie haben eine stärkere Konzentration bestimmter DNA-Stückchen im Blut, sogenannte cfDNA, wie ein internationales Team herausgefunden hat. »Für die Studie haben wir das Blut eines Nasa-Astronauten vor, während und nach seinem Einsatz auf der ISS untersucht und es mit dem Blut seines eineiigen Zwillingsbruders auf der Erde verglichen«, sagte Daniela Bezdan vom Universitätsklinikum Tübingen. Die 1964 geborenen Zwillingsbrüder Mark und Scott Kelly haben schon bei zahlreichen Untersuchungen mitgemacht. Sie waren jeweils einige Male im All.

Die Forscher erhoffen sich mit Hilfe der Studie auch eine bessere medizinische Überwachung von Astronauten während ihrer Weltraumflüge. Zellveränderungen könnten mithilfe von Blutmarkern in Zukunft an Bord der Raumfähren analysiert werden, wie Bezdan erklärte. »Astronauten sind darin trainiert Blut abzunehmen.«

Proben könnten auch mittels Kapseln von der Internationalen Raumstation ISS auf die Erde geschickt werden, um sie in Laboren genauer zu untersuchen. »Wir haben das schon in der Zwillingsstudie getestet.« Die Forschungsergebnisse sollen auch Ansätze für mögliche Medikamente und Behandlungstherapien liefern, die bei längeren Weltraumflügen wie etwa zum Mars zum Einsatz kommen könnten.

Der Wirtschaftszweig des Raumfahrt-Gesundheitswesens wachse wirtschaftlich enorm, so Bezdan. »Ich hoffe, dass ich durch meine Arbeit Deutschland als Weltraumwissenschaftsstandort weiter bekannt machen kann.« Die Studie aus Tübingen war Teil eines Paketes von 20 Fachartikeln zur Weltraumforschung, die in unterschiedlichen Journalen des Verlags Cell Press veröffentlicht wurden.

Fachartikel

Die Nasa-Zwillingsstudie 2019