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Studie: Bessere Luft positiv für Gesundheit im Südwesten

Die Maßnahmen zur Luftreinhaltung sind immer noch ein umstrittenes Thema. Sie zeigen auf jeden Fall Wirkung. Die Luft wird seit Jahren besser.

Die CO2-Emissionen in Deutschland sind deutlich zurückgegangen. Foto: Daniel Karmann/Archiv
Die CO2-Emissionen in Deutschland sind deutlich zurückgegangen. Foto: Daniel Karmann/Archiv
Die CO2-Emissionen in Deutschland sind deutlich zurückgegangen.
Foto: Daniel Karmann/Archiv

STUTTGART. Die Verbesserung der Luftqualität in Baden-Württemberg hat nach Angaben einer Studie positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Zwischen 2010 und 2019 habe die Belastung durch Stickstoffdioxid im städtischen Umfeld im Land um fast ein Fünftel abgenommen, erklärte der Epidemiologe Erich Wichmann am Freitag in Stuttgart. Bei dem gesundheitlich besonders bedeutsamen Feinstaub sei der Rückgang sogar ein Drittel.

Nach Wichmanns Berechnungen gibt es bei der städtischen Bevölkerung im Südwesten statistisch einen Gewinn von mehr als 10 000 Lebensjahren und einen Rückgang der vorzeitigen Todesfälle um mehr als 1000. Die Aussagen beziehen sich auf drei Millionen Einwohner in den Städten. Wichmann, früher Direktor des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum in München, erstellte die Studie im Auftrag des baden-württembergischen Verkehrsministeriums. Sie kostete 25 000 Euro.

Ressortchef Winfried Hermann (Grüne) sagte, im Südwesten hätten die Luftschadstoffe etwa doppelt so schnell abgenommen wie im Bundesvergleich. So sei die Belastung mit Feinstaub deutlich gesenkt worden. Auch Stickstoffdioxid habe überall im Land seit 2015 stark abgenommen. 2020 sei der Grenzwert im Jahresmittel nur noch an wenigen Straßenabschnitten von insgesamt 800 Metern Länge in Stuttgart und Ludwigsburg überschritten worden.

Hermann verteidigte die Maßnahmen der vergangenen Jahre, um die Schadstoffbelastung zu senken. In der Vergangenheit gab es immer wieder Diskussionen, die Fahrverbote für ältere Diesel in Stuttgart aufzuheben. Dies ergebe keinen Sinn, wenn die Schadstoffkonzentrationen danach erneut über den Grenzwerten lägen. Der Koalitionspartner von der CDU kritisierte die Aussagen des Grünen-Politikers. Der verkehrspolitische Sprecher Thomas Dörflinger sagte: »Die Filtersäulen und andere innovative Maßnahmen haben wir gegen Vorbehalte im Verkehrsministerium zum Einsatz gebracht.« Dass diese einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der Luft brächten, sei mittlerweile wissenschaftlich erwiesen. »Das bestätigt uns in unserer Überzeugung, dass Innovationen stets Verboten vorzuziehen sind.«

Der Grünen-Fraktion konterte die Aussage der CDU. »Die Bilanz bringt hoffentlich all diejenigen zum Nachdenken, die sich seit Jahren mit Vehemenz gegen die Gesetze, gegen die Rechtsprechung sowie gegen Winne Hermanns Bemühungen stemmen, den Öffentlichen Nahverkehr und den Umstieg auf emissionsfreie Mobilität in den Städten zu stärken«, sagte der Abgeordnete Daniel Renkonen. Es gehe um Lebensqualität - es gehe vor allem aber um gewonnene Lebensjahre. Der FDP-Politiker Jochen Haußmann sagte, Hermann lasse die wesentliche Ursachen für die bessere Luft unter den Tisch fallen. »Es ist der technische Fortschritt. Dank sauberster neuer Fahrzeuge, die hier wegen des höheren Wohlstands deutlich schneller auf die Straße kommen als woanders, wird die Luft sauberer.«

Die Landesgeschäftsführerin des BUND, Sylvia Pilarsky-Grosch, sagte: »Die Reduzierungsmaßnahmen für Stickoxide müssen nun verstetigt werden.« Auch wenn die Maßnahmen gut und erfolgreich im Hinblick auf die Luftreinhaltung seien, werde die Politik nicht darum herumkommen, die Mobilitätswende mit aller Kraft anzugehen. (dpa)