Jan-Lennard Struff war erleichtert. Nach gut zweimonatiger Verletzungspause hat der Warsteiner Tennisprofi ein erfolgreiches Comeback gefeiert und beim ATP-Turnier in Stuttgart das Achtelfinale erreicht. Der 32-Jährige setzte sich in der ersten Runde am Montag mit 7:5, 5:7 und 7:6 (10:8) gegen den Amerikaner Marcos Giron durch. Gemeinsam mit dem Kölner Oscar Otte, der zuvor mit 7:6 (7:2), 7:6 (7:4) gegen den Kempener Daniel Altmaier gewonnen hatte, ist er nun der einzige Deutsche am Weissenhof. Der frühere britische Weltranglistenerste Andy Murray gibt dort am Dienstag sein Debüt.
»Dem Fuß geht es gut«, sagte Struff nach seinem Sieg gegen Giron. Es war erst sein zweiter auf der ATP-Tour in dieser Saison. Zuletzt hatte er zwei Monate wegen eines Zehenbruchs aussetzen müssen. »Tough« seien die gewesen, berichtete Struff, der inzwischen nur noch die Nummer 103 der Welt ist. »Am Anfang habe ich ehrlich gesagt gar keine Lust gehabt, irgendwas vom Tennis zu sehen«, sagte er. »Es tut schon weh, wenn man verletzt ist und die anderen alle spielen sieht.« Gerade die French Open in Paris hätte er gerne bestritten.
Umso glücklicher wirkte Struff nun, wenigstens vor heimischer Kulisse dabei zu sein. Die Atmosphäre auf dem Centre Court, auf dem er 2019 in der Runde der letzten Vier stand, habe ihm geholfen, betonte er. In der nächsten Runde des mit 769 645 Euro dotierten Rasenevents bekommt es Struff mit dem Italiener Lorenzo Sonego zu tun.
»Einfach nur glücklich« war auch Otte nach seinem Kraftakt gegen Altmaier. Der Beginn einer Rasensaison fühle sich immer »ein bisschen rostig« an. Der 1,93-Meter-Mann hat sich auf dem Weissenhof viel vorgenommen - und will ähnlich wie beim Sandplatz-Event in München den Heim-Faktor nutzen. Dort war Otte Ende April überraschend erstmals bis ins Halbfinale eines ATP-Turniers vorgedrungen.
»Ich fühle mich sehr wohl hier«, sagte Otte nun über die Anlage in Stuttgart. »Es ist alles sehr eng mit dem Publikum. Es ist schön, dass man da ein bisschen mehr Bindung aufbauen kann.« Gegen den Kanadier Denis Shapovalov, die aktuelle Nummer 16 der Welt und vergangenes Jahr Halbfinalist in Wimbledon, wird der Deutsche in seinem nächsten Match jede Unterstützung brauchen können.
Seine Premiere auf dem Killesberg feiert derweil Routinier Murray. Der 35-Jährige tritt am Dienstag (2. Match ab 11.00 Uhr/ServusTV) in der ersten Runde gegen den Australier Christopher O'Connell an. »Ich möchte so viele Matches wie möglich bestreiten«, sagte Murray über seine Vorbereitung auf das Highlight der Rasensaison ab dem 27. Juni in Wimbledon.
Zweimal hat der Schotte im ehrwürdigen All England Club schon gewonnen, 2012 holte er dort Olympia-Gold. Den bislang letzten seiner 46 Einzeltitel gewann Murray im Oktober 2019 in Antwerpen. In der Weltrangliste belegt er nach zahlreichen Verletzungen inzwischen Platz 68. Auf dem schnellen Grün ist mit ihm aber immer zu rechnen.
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