Damit Menschen in Notlagen zuverlässig auf staatliche Hilfe vertrauen können, ist Prävention aus Sicht von Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl ganz entscheidend. »Krisenprävention ist auch gesellschaftlich relevant«, sagte der CDU-Politiker anlässlich des 28. Deutschen Präventionstages, der an diesem Montag und Dienstag in Mannheim stattfindet.
Wenn es hart auf hart kommt, in einer Krise, müsse der Staat handeln, führte Strobl aus. Dann müsse er den Menschen konkret helfen. »Tut er das nicht, werden jene bestätigt, die den demokratischen Staat sowieso als schwach und ineffizient betrachten und verunglimpfen, verächtlich machen wollen. Wir haben ja schon während der Corona-Pandemie eine Radikalisierung erlebt, die unsere freiheitliche demokratische Grundordnung vor neue Herausforderungen stellt, und diese Herausforderungen werden künftig bestimmt nicht kleiner.«
Der Fachkongresses ist den Angaben nach der weltgrößte rund um das Thema Prävention. Sein Schwerpunkt liegt dieses Mal auf dem Thema »Krisen und Prävention«. Es soll die gesamtgesellschaftliche Lage aufgreifen und sich der Resilienz widmen. Das ist die Fähigkeit, ohne dauerhafte Beeinträchtigung schwierige Lebenssituationen zu überstehen.
Für Fachleute sei es immer ein Thema gewesen, sich auch für geradezu unvorstellbare Krisen aufzustellen und sich für Lagen vorzubereiten, die hoffentlich nie eintreten, erklärte der Innenminister. »Durch das, was die Welt seit 2020 erlebt hat, ist auch in der breiten Bevölkerung das Verständnis und die Bereitschaft dafür gewachsen. Wir leben in einer Zeit multipler Krisen, die uns fordern - als Gesellschaft und konkret jeden Einzelnen von uns.«
Corona habe das Leben von einem auf den anderen Tag komplett verändert, wie man es sich zuvor nur in einem Katastrophenfilm habe vorstellen können, sagte Strobl. Jede Einzelne, jeder Einzelne war betroffen. »Und nun: der russische Überfall auf die Ukraine - ein Angriffskrieg, der auch vermeintliche Gewissheiten in Frage und das Leben auf den Kopf gestellt hat: Energiekrise, Wirtschaftskrise, Inflation, Flüchtlingskrise, Krieg.«
Prävention heiße, weiter zu denken, um vor die Lage zu kommen, um sie in den Griff zu kriegen. »Es ist unabdingbar, sich anbahnende Krisen möglichst frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um eine Ausweitung der Krise bestenfalls zu verhindern und ihre Auswirkungen abzuschwächen«, erläuterte der Minister. »Um uns bestmöglich auf Krisen vorzubereiten, müssen wir üben, üben, üben.«
Über die beiden Kongresstage hinweg werden bis zu 3000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen erwartet. Nationale und internationale Fachleute sollen Aspekte der Krisenvorsorge und Krisenbewältigung sowie etwa Gewalt-, Sucht- und Gesundheitsprävention beleuchten.
Der zweite Kongresstag steht unter dem Zeichen Bürgerbeteiligung und ist den Angaben nach auch für die Öffentlichkeit bestimmt. Unter anderem werden mehr als 500 Schülerinnen und Schüler erwartet, für die gezielt konzipierte Veranstaltungen zu den Themen Cybermobbing, Sexting und Zivilcourage vorbereitet sind. Es soll interaktive Formate wie Workshops, Ausstellungen, Theaterstücke, Exkursionen sowie Vorträge und öffentliche Podiumsdiskussionen geben.
»In Deutschland leben wir in einem sicheren Land«, sagte Innenminister Strobl. »Die Menschen können sich auf die Polizei, ja die Sicherbehörden und den Bevölkerungsschutz insgesamt, verlassen.«
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