Den fischfressenden Zugvogel machen vor allem die Bodensee-Fischer für den schwindenden Felchen-Ertrag verantwortlich. Naturschützer und Wissenschaftler messen dem Kormoran diesbezüglich kaum Bedeutung zu, weil er vor allem in Ufernähe jagt und Felchen eher im Freiwasser unterwegs sind.
Die Felchenfänge lagen im vergangenen Jahr 89 Prozent unter dem Mittel der vergangenen zehn Jahre. 2022 gingen den Fischern 21 Tonnen ins Netz - nach 107 Tonnen im Jahr zuvor. Zur Schonung der Tiere hatte die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) am Mittwoch ein dreijähriges Fangverbot beschlossen, das ab dem 1. Januar gelten soll.
Die Lage der Tiere stufte die IBKF als besorgniserregend ein. Blaufelchen sind das kulinarische Aushängeschild des Bodensees, an den Deutschland, die Schweiz und Österreich grenzen.
Ein Grund für den plötzlichen Handlungsbedarf ist laut Forschern etwa die Ausbreitung des Stichlings, der mittlerweile mehr als 90 Prozent der Fische im Freiwasser ausmacht. Er frisst den Felchen das Plankton weg. Es gibt laut Wissenschaft auch Hinweise, dass er die Eier und Larven der Felchen frisst.
Bayerische und badische Berufsfischer hatten die mehrjährige Schonzeit kritisiert. Mit härteren Schritten gegen den fischfressenden Zugvogel und weiteren Maßnahmen gegen Stichling und die Quagga-Muschel, die durch die Bindung von für Felchen wichtigen Nährstoffen zur Bedrohung geworden ist, hätte ihrer Ansicht nach ein Fangverbot verhindert werden können. 64 Berufsfischer gibt es aktuell noch am Bodensee.
Storz teilte die Kritik. »Es trifft zu, dass seit vielen Jahren Maßnahmen gegen Konkurrenten der Felchen gefordert werden, aber keine Konsequenzen aus vorhandenen Forschungsergebnissen gezogen werden«, erklärte er. Ein wichtiges Thema für den Abgeordneten sei die Frage, ob die Landesregierung Hilfen für die Berufsfischer am Bodensee vorbereite. Schließlich drohten dieser Berufsgruppe während der Schonzeit beträchtliche Einnahmeausfälle.
Die Landesregierung hat laut SPD-Fraktion drei Wochen Zeit, zum Antrag der Abgeordneten Stellung zu nehmen. Eine Beratung im Landtagsausschuss werde sich anschließen.
Informationen zur Fischereiforschungsstelle Langenargen
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