Wegen der Energiekrise sind die Städte und Kommunen nicht nur in der Pflicht, kurzfristig Gas und Strom einzusparen. »Sie müssen auch in der Zukunft schauen, wie mittel- bis langfristig Energie eingespart werden kann. Sie müssen sich auch selbst Gedanken darüber machen, wie man als Stadt Energie spart und regenerative Energieträger einsetzt, indem sie etwa Photovoltaikanlagen auf die eigenen Dächer bringen«, sagte das Geschäftsführende Vorstandsmitglied des baden-württembergischen Städtetages, Ralf Broß.
Einfach so könnten die Städte das bisher aber nicht, bemerkte Broß. »Wenn es ein Rathaus in einer historischen Stadt mit denkmalgeschützter Substanz betrifft, spricht noch das Denkmalschutzgesetz dagegen, dort klassische quadratische Photovoltaikanlagen am Dach anzubringen«, sagte Broß. Es gebe durchaus aber auch Weiterentwicklungen beispielsweise in Form von Dachziegeln mit integrierten Photovoltaikanlagen. Darin könnte auch eine Chance für Baudenkmäler liegen.
Die Städte sind laut Broß im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten auf einen Stromausfall oder Totalengpass von Gas eingerichtet. »Katastrophenschutz ist grundsätzlich Ländersache und bei den Stadt- und Landkreisen angesiedelt. Viele Städte haben nach dem Warntag vor zwei Jahren die Infrastruktur nachgerüstet. Schließlich musste geklärt werden, ob es genügend Generatoren gibt oder welche Kommunikationsmittel ohne Strom möglich sind. Oder was passiert, wenn E-Mail und Internet nicht mehr zur Verfügung stehen?«. Viele Kommunen hätten stationäre oder mobile Sirenentechnik angeschafft.
Mit der Energieverknappung infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine macht man sich laut Broß derzeit auch Gedanken in den Städten um Wärmehallen. Es gehe darum, zu klären, was passiere, wenn Menschen in ihren privaten Wohnungen frieren. »Allerdings muss man ehrlicherweise auch dazu sagen, solche Wärmehallen gibt es nur, solange tatsächlich Gas strömt, weil die meisten Wärmehallen über Gasöfen oder über Gasheizungen betrieben werden.«
Die Bundesnetzagentur habe aber eine klare Priorisierung, wenn es um das Abschalten von Gasverbrauch geht. »Im Handlungsszenario wird zunächst die Industrie abgeschaltet und ganz am Schluss der private Endverbraucher, weil dieser Priorität hat«, sagte Broß. Viele Versorger und Stadtwerke seien schon seit Anfang/Mitte des vergangenen Jahres vor allem mit den energieintensiven Großkunden im direkten Gespräch. »Man will es nicht darauf ankommen lassen, dass irgendwann die Bundesnetzagentur das Gas abstellt. Sondern man will vorher abklären, welche Möglichkeiten beispielsweise über Schichtpläne oder Änderung in der Produktion bestehen, Gas einzusparen, um Engpässe zu vermeiden«. Derzeit gebe es keine Mangellage, die Gasspeicher seien voll.
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