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Spannende Wahl ums Stuttgarter Rathaus: Geringe Beteiligung

Stuttgart wählt. Erneut. Denn weil sich bei der ersten Wahl zum neuen Oberbürgermeister der Stadt kein Kandidat mit einer ausreichenden Mehrheit durchsetzen konnte, entscheidet ein neuer Urnengang. Einen Favoriten gibt es zwar, aber es könnte auch eine Überraschung geben.

Blick auf den Stuttgarter Ratshausturm
Blick auf den Stuttgarter Ratshausturm. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild
Blick auf den Stuttgarter Ratshausturm. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

STUTTGART. Bei der Wahl zum Stuttgarter Oberbürgermeister deutet sich eine erheblich geringere Wahlbeteiligung an als bei der ersten Wahl vor drei Wochen. Setzt sich der Trend fort, geht das Statistische Amt von einer Wahlbeteiligung von 44,1 Prozent aus, wie die Stadt am Nachmittag twitterte. Das wären fast 5 Punkte weniger als bei der OB-Wahl Anfang November und mehr als 3 Punkte weniger als im zweiten Durchgang der Abstimmung vor acht Jahren. Im Durchschnitt lag die Wahlbeteiligung bei Wahlen zu Bürgermeistern in Baden-Württemberg in den Jahren 2010 bis 2017 bei 44,4 Prozent.

Als Favorit auf die Nachfolge des scheidenden Stadtoberhauptes Fritz Kuhn (Grüne) gilt der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper von der CDU, Chancen werden aber auch dem unabhängigen Kandidaten Marian Schreier (30) zugerechnet. Als Außenseiter hofft Stuttgarts Stadtrat Hannes Rockenbauch (40) vom Fraktionsbündnis SÖS/Linke auf einen Erfolg. Amtsinhaber Kuhn (65) verzichtet nach acht Jahren an der Rathausspitze auf eine weitere mögliche Amtszeit und zieht sich Anfang Januar zurück.

Insgesamt können 450 000 Wahlberechtigte abstimmen. Zahlreiche Stuttgarterinnen und Stuttgarter haben dies bereits bei der Briefwahl getan: Nach Angaben der Stadt nahmen 115 000 Menschen diese Möglichkeit wahr, das sind doppelt so viele wie bei der OB-Wahl 2012 (57 000). Mit einem Wahlergebnis wird bis 20.30 Uhr gerechnet.

Klassische Stichwahlen gibt es in Baden-Württemberg bei Bürgermeister-Wahlen nicht. Erreicht in einer ersten Wahl keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit der Stimmen, gewinnt in einer offenen zweiten Abstimmung der Bewerber, der die meisten Stimmen erhält.

Weil sich die stärksten Konkurrenten nach der ersten Wahl nicht auf ein Bündnis einigen konnten, rechnet sich der 59 Jahre alte CDU-Kandidat Nopper die besten Chancen auf den Sieg aus. Er hatte bereits den ersten Durchlauf deutlich für sich entschieden. Wenige Tage vor der Wahl hatte sich sein Erfolg zwar auch in einer Umfrage abgezeichnet, die Befragung hatte aber auch die Möglichkeit eines Überraschungssiegs offen gelassen. Denn nach der Umfrage der Universität Hohenheim gaben zwar 40 bis 47 Prozent der Wähler, die sich schon entschieden oder per Briefwahl abgestimmt hatten, an, für Nopper zu stimmen. Schreier, der Bürgermeister von Tengen ist, kam als unabhängiger Kandidat mit SPD-Parteibuch aber auf starke 31 bis 38 Prozent. Stadtrat Rockenbauch lag in der Umfrage bei 17 bis 23 Prozent.

Unabhängig vom Wahlergebnis schlagen die Stuttgarter ein neues Kapitel auf. Denn die Metropole galt bislang als Stadt mit einer starken grünen Wählerschaft, im Gemeinderat stellen die Grünen die größte Fraktion, der Regierungspräsident gehört der Partei an und alle vier Direktmandate für den Landtag gingen in der Stadt an die Grünen. Zumindest an der Rathausspitze wird sich das nun ändern. Denn die OB-Kandidatin der Grünen steht nicht mehr auf dem Wahlzettel: Nach einem enttäuschenden Abschneiden im ersten Durchgang und gescheiterten Gesprächen mit den anderen Bewerbern des Mitte-Links-Lagers hat die Vertreterin der Öko-Partei, Veronika Kienzle, ihre Kandidatur zurückgezogen.

Die Wahl findet erneut unter starken Corona-Auflagen statt. Es muss unter anderem eine Alltagsmaske in Wahlgebäuden und Wahlräumen getragen werden. Zudem müssen die Wähler einen Mindestabstand von 1,50 Metern zu anderen Personen einhalten. Eine Wahlparty des Gewinners wird es nicht geben, der neue Oberbürgermeister wird nach der Verkündung des Ergebnisses auch nur in kleiner Runde vom amtierenden Stadtoberhaupt im Rathaus empfangen. (dpa)