ROT AM SEE. Nach Schüssen in Rot am See im Nordosten Baden-Württembergs sind am Freitag sechs Menschen ums Leben gekommen. Das Verbrechen spielte sich mutmaßlich im familiären Umfeld ab. Bei den Schüssen seien auch mehrere Menschen verletzt worden, bestätigte die Polizei am Freitag. Ein Tatverdächtiger sei festgenommen worden.
Es liege vermutlich ein Beziehungsverhältnis zwischen dem Täter und den Opfern vor - »aber gesichert ist dies noch nicht«, sagte ein Polizeisprecher. Man gehe von einem Einzeltäter aus, es gebe keine Hinweise auf weitere Tatbeteiligte. Nähere Einzelheiten zu der Tat wollte die Polizei nach eigenen Angaben auf einer Pressekonferenz um 17.00 Uhr im Rathaus von Rot am See bekanntgegeben.
Das Motiv des mutmaßlichen Täters sei noch unklar. Die Polizei schrieb auf Twitter: »Bitte unterlassen Sie Spekulationen. Wir melden uns mit weiteren Informationen.«
Die Beamten erklärten, sie seien um 12.45 Uhr über die Schüsse informiert worden und schnell »mit starken Kräften« vor Ort gewesen. Nun werde die Kriminalpolizei die Ermittlungen übernehmen und versuchen, die Hintergründe der Tat aufzuklären.
Die Gemeinde Rot am See hat knapp 5400 Einwohner und liegt zwischen Crailsheim (Baden-Württemberg) und Rothenburg ob der Tauber (Bayern). Jährlich im Oktober findet dort die »Muswiese« statt, einer der ältesten und größten Jahrmärkte in Hohenlohe.
Die Tat ereignete sich in der Bahnhofsstraße des Orts, in einem ruhig wirkenden Wohnviertel. Um 15.17 Uhr herrschte dort eine gespenstische Stille in der Bahnhofsstraße. Die Polizei hat den Tatort mit rot-weißem Flatterband abgesperrt, rund ein Dutzend Beamte warteten in der sonnigen Kälte auf der Straße. Mitarbeiter der Spurensicherung in weißen Anzügen gingen in das Gebäude, das sich in einer Straße mit mehreren Wohnhäusern befindet. In dem Gebäude befindet sich eine Gaststätte namens »Deutscher Kaiser«. Vor dem Haus sprühten Beamte mit Dosen gelbe Streifen auf die Straße.
»Ich wohne seit 50 Jahren in Rot am See und habe sowas noch nie erlebt«, sagt eine ältere Frau, die 50 Meter vom Tatort entfernt steht. Mehrere Bekannte hätten sie teils aus Norddeutschland angerufen, um ihr von dem Verbrechen zu erzählen. »Jetzt wird Rot am See bekannt - aber auf scheußliche Art.«
Eine junge Frau aus dem Haus gegenüber von der Kneipe schiebt einen Kinderwagen aus der Garage. »Wir wollten einfach mal rausgehen, weil so viele Bekannte angerufen haben«, sagt sie. Sie habe nichts von den Schüssen mitbekommen, sei aber dennoch schockiert, dass so etwas in ihrer Straße passiere. (dpa)