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Schwarzwaldverein warnt: Wolfsrudel werden die Situation verschärfen

Die Zahl der Wölfe wächst in Deutschland stetig und auch in Baden-Württemberg sind erste Rudel nur eine Frage der Zeit. Mit den Tieren kommen aber auch die Probleme, warnt der Schwarzwaldverein. Er fordert klare Regeln.

Europäische Wölfe heulen im Wildparadies Tripsdrill. Derzeit gelten nur noch drei Wölfe in Baden-Württemberg als sesshaft.
Europäische Wölfe heulen im Wildparadies Tripsdrill. Derzeit gelten nur noch drei Wölfe in Baden-Württemberg als sesshaft. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Europäische Wölfe heulen im Wildparadies Tripsdrill. Derzeit gelten nur noch drei Wölfe in Baden-Württemberg als sesshaft.
Foto: Sebastian Gollnow/dpa

STUTTGART. Baden-Württemberg ist zwar trotz der steigenden Zahl von Wölfen in Deutschland noch ein Durchgangsland für das Raubtier. Für die kommenden Jahre rechnet der Schwarzwaldverein aber neben den bereits bekannten einzelnen Tieren mit ersten sesshaften Gruppen und größeren Konflikten. »Mit Blick auf die Erfahrungen in Ostdeutschland, aber auch der Schweiz und Polen ist davon auszugehen, dass wir ein oder mehrere Rudel auch im Schwarzwald haben werden« sagte Meinrad Joos, Präsident des Schwarzwaldvereins, der »Badischen Zeitung« (Samstag). »Dadurch wird sich die Situation weiter verschärfen, es wird mehr Risse geben«, warnte er. Deshalb seien klare Regeln nötig, wie in Konfliktfällen mit Wölfen umgegangen werden könne.

»Je früher der Wolf ins Jagd- und Wildtiermanagement-Gesetz aufgenommen wird, desto besser«, sagte Joos. Das bedeute nicht, dass er pauschal zum Abschuss freigegeben wäre. Es könnten dann aber Vorkommen und Verhalten besser beobachtet werden. »Dann könnte auch erkannt werden, ob es sich um ein problematisches Tier handelt oder nicht.«

Von den beiden im Südschwarzwald sesshaften Wölfen habe sich das Tier im Bereich Schluchsee bislang überwiegend von Wildtieren ernährt. Der andere Wolf habe wiederholt Schafe, Ziegen und auch Weidetiere angegriffen und sei problematisch. »Hierfür sollten die Möglichkeiten einer Entnahme geschaffen werden«, sagte Joos, dessen Verein mit rund 60 000 Mitgliedern eine der großen Freizeit- und Naturschutzorganisationen im Land ist. »Diese Überprüfung geht aber nur, wenn die Population überschaubar ist, daher sollten wir jetzt handeln, bevor es zu spät ist.« Er rechnet nach eigenen Angaben aber damit, dass das Thema erst nach der nächsten Landtagswahl 2026 auf die Tagesordnung kommt.

In Deutschland gibt es 160 Wolfsrudel und über 40 Paare - aber keine dieser Gruppen lebt in Baden-Württemberg. Nach den Zahlen des Bundesamts für Naturschutz (BfN) und der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) leben drei einzelne Tiere als »Stammgäste« fest im Schwarzwald. Als sesshaft gilt ein Wolf, wenn ein eindeutig zuzuweisender Nachweis auch nach sechs Monaten noch gefunden wird. Auch aus Sicht der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in Freiburg ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch in Baden-Württemberg erste Wolfspaare Welpen zur Welt bringen und sich weitere Rudel bilden.

Der Wolf hat keine natürlichen Feinde und steht in Deutschland als streng geschützte Art unter Naturschutz. Ein Abschuss ist verboten, es sei denn, die eigentlich Menschen gegenüber scheuen Wölfe verhalten sich in der Begegnung mit Menschen aggressiv. Dann erlaubt das Bundesnaturschutzgesetz einen Abschuss - offiziell »Entnahme« genannt. Ein solcher Fall unprovoziert aggressiven Wolfsverhaltens ist seit 1998 laut dem Bericht aber noch nicht aufgetreten. (dpa)