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Schulpsychologische Versorgung: Schnelles Handel gefordert

Bei der schulpsychologischen Versorgung hinkt Baden-Württemberg laut Schulbarometer im Vergleich der bevölkerungsreichsten Bundesländer hinterher. Die Opposition im Landtag und die GEW fordern schnelles Handeln von der schwarz-grünen Landesregierung.

Deutsches Schulbarometer
Schülerinnen einer vierten Klasse der Liebenauschule Stuttgart nehmen am Unterricht teil. Foto: Marijan Murat
Schülerinnen einer vierten Klasse der Liebenauschule Stuttgart nehmen am Unterricht teil.
Foto: Marijan Murat

Baden-Württemberg schneidet laut Deutschem Schulbarometer bei der schulpsychologischen Versorgung neben den weiteren bevölkerungsreichsten Bundesländern Bayern und Nordrhein-Westfalen schlecht ab. Lediglich zwölf Prozent der befragten Schulleitungen im Bundesland gaben bei der am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Forsa-Befragung im Auftrag der Robert Bosch Stiftung (Stuttgart) an, über Angebote der Schulpsychologie zu verfügen.

Zum Vergleich: In Bayern gaben das 67 Prozent der befragten Schulleitungen an. Eine Erklärung dafür ist laut Schulbarometer die Möglichkeit, in Bayern ergänzend zum Lehramtsstudium das Erweiterungsfach Schulpsychologie wählen zu können.

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) erklärte, in Baden-Württemberg gebe es ein breites Netz von 28 schulpsychologischen Beratungsstellen. »Sie sind über das ganze Land verteilt und stellen so sicher, dass jede Schule in Baden-Württemberg die Angebote in Anspruch nehmen kann«, erklärte sie. Außerdem habe das Bundesland noch etwa 1500 Beratungslehrkräfte an den Schulen, die fortgebildet würden und psychologisch unterstützen könnten. »Wir haben also ein etabliertes Netz, müssen uns aber anschauen, wo der Weg vielleicht noch nicht funktioniert. Denn es darf und kann nicht sein, dass den Schulen die Unterstützung fehlt«, betonte sie.

Das Kultusministerium erklärte zudem, das länderübergreifende Abfragen aufgrund der Unterschiede im föderalen System mit Vorsicht zu interpretieren seien. So funktioniere die Organisation der Schulpsychologie in den Bundesländern teils sehr verschieden und auch die Ausrichtung sei anders.

Laut der Bildungsgewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist das Defizit in Baden-Württemberg lange bekannt. »Bereits seit unglaublichen 50 Jahren liegen Zahlen der Kultusministerkonferenz vor, nach denen in Baden-Württemberg die Zahl der Schulpsycholog*innen erhöht werden muss«, teilte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein der dpa mit.

Der Gewerkschaft zufolge waren im Jahr 2022 von den 218 Stellen für Schulpsychologinnen und -psychologen nur zwei Drittel besetzt. Verantwortlich dafür seien schleppende Stellenbesetzungsverfahren. So würden etwa Stellen für Menschen, die in Elternzeit gingen, nicht oder nur verzögert besetzt. Auch Verwaltungskräfte zur Unterstützung der Psychologinnen und Psychologen fehlten.

Die Belastung durch die Corona-Pandemie und die vielen Geflüchteten in den Klassenzimmern machten den Ausbau umso wichtiger. »Die Landesregierung unter Führung der Grünen kennt die Situation und hat den nötigen Ausbau seit elf Jahren verschlafen. Wir schlagen in einem ersten Schritt 100 weitere Stellen für Schulpsychologie vor«, sagte Stein.

Auch die SPD-Landtagsfraktion forderte schnelles Handeln. Die Kultusministerin versäume seit Jahren, den Ausbau der Schulpsychologie voranzubringen, erklärte deren schulpolitische Sprecherin Katrin Steinhülb-Joos. Die Landesregierung müsse jetzt »schnell und im großen Stil die Schulpsychologie und die Schulsozialarbeit ausbauen und ein konkretes und kurzfristig umsetzbares Maßnahmenpaket vorlegen«.

Der »miserable Versorgungsgrad« bei der schulpsychologischen Betreuung an Schulen in Baden-Württemberg gehe auf Kosten der seelischen Gesundheit und Bildungsbiografien der Kinder, warnte der bildungspolitische Sprecher der FDP/DVP-Fraktion Timm Kern. Er appellierte an die schwarz-grüne Landesregierung: »Packen Sie endlich die Probleme im Bildungsbereich nachhaltig an. Wenn nur knapp jede achte Schule über ein schulpsychologisches Angebot verfügt, dann darf es kein weiteres Zögern mehr geben: Frau Kultusministerin, handeln Sie jetzt!«

Daten des Deutschen Schulbarometers

© dpa-infocom, dpa:230118-99-258781/4