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Schock vor dem Start: Stuttgart verliert Anführer Endo

Der VfB Stuttgart steht kurz vor dem Bundesliga-Auftakt ohne seinen Kapitän da. Sportlich ist Endos Abschied ein schwerer Schlag, finanziell ein gutes Geschäft. Die Suche nach geeignetem Ersatz läuft.

Wataru Endo
Stuttgarts Wataru Endo jubelt nach seinem Tor zum 0:4. Foto: Marijan Murat/DPA
Stuttgarts Wataru Endo jubelt nach seinem Tor zum 0:4.
Foto: Marijan Murat/DPA

Diesen Schock so kurz vor dem Saisonstart muss der VfB Stuttgart erst einmal verdauen. Auch Sebastian Hoeneß. Der Trainer der Schwaben zeigte einerseits zwar Verständnis für den bevorstehenden Wechsel von Wataru Endo zum FC Liverpool. Er machte aber auch keinen Hehl daraus, welch großer Verlust der Japaner gerade im sportlichen Bereich ist. Der Auftakt in der Fußball-Bundesliga am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den VfL Bochum steht unmittelbar bevor - und der Fast-Absteiger der Vorsaison plötzlich ohne seinen wohl wichtigsten Spieler da.

Es sei sicher »kein Normalfall, dass der Kapitän zwei, drei Tage vor dem Auftakt von Bord geht«, sagte Hoeneß am Donnerstag. Der Wechsel schien zu diesem Zeitpunkt nur noch Formsache. Er sei natürlich auch »nicht begeistert« davon, gab der Coach zu. Er habe aber Verständnis für die Sicht des Spielers und des Clubs. Endo, der für Gespräche und medizinische Tests in England freigestellt worden und daraufhin nicht mehr zum Training erschienen war, könne sich als 30-Jähriger seinen Premier-League-Traum erfüllen. Dazu sei »das wirtschaftliche Paket aus Vereinssicht gut«, erklärte Hoeneß.

Als Ablösesumme für Endo, dessen Vertrag beim VfB am 30. Juni 2024 ausläuft, stehen rund 20 Millionen Euro im Raum. Sie soll durch mögliche Bonuszahlungen auf bis zu 25 Millionen Euro anwachsen können. Der 50-malige Nationalspieler war 2019 vom belgischen Club VV St. Truiden nach Stuttgart gewechselt. Seitdem hatte er sich zu einem absoluten Leistungsträger entwickelt. Endo bestritt 99 von 102 möglichen Bundesliga-Partien für den VfB und wurde von den Fans seit seinem entscheidenden Last-Minute-Tor zum Klassenerhalt gegen Köln im Mai 2022 als »Legendo« gefeiert. Er war der zwar stille, aber unumstrittene Anführer der Schwaben.

Kurzfristig solle Endo intern ersetzt werden, kündigte Hoeneß an. Lilian Egloff oder Genki Haraguchi seien Optionen für das zentrale Mittelfeld. Man könne auch mit einem anderen System spielen oder Spieler auf anderen Positionen einsetzen. Bis zum Ende der Transferperiode am 1. September werde man aber »mit Hochdruck« nach einem externen Ersatz suchen. Der Name Angelo Stiller machte am Donnerstag in Bad Cannstatt die Runde - und das nicht zum ersten Mal. Hoeneß kennt den 22-Jährigen von der TSG 1899 Hoffenheim noch aus seiner Zeit beim FC Bayern München II.

An den Spekulationen um mögliche Abschiede der Verteidiger Borna Sosa und Konstantinos Mavropanos wollte sich Stuttgarts Trainer derweil nicht beteiligen. Sosa wird mit dem spanischen Europa-League-Sieger FC Sevilla in Verbindung gebracht, Mavropanos mit dem englischen Club West Ham United. Gegen Bochum wird der zuletzt angeschlagene Grieche wegen seines Trainingsrückstands fehlen. Auch Stürmer Luca Pfeiffer, der per Leihe zu Darmstadt 98 zurückkehrt, wird nicht mehr dabei sein.

Die Spielführerbinde übernimmt vorerst Vizekapitän Waldemar Anton. Er sei dieses Amtes »absolut würdig«, sagte Hoeneß über den Abwehrchef. Generell wolle er trotz der Transfer-Turbulenzen »nicht das Lamentieren anfangen«, so der 41-Jährige. Auch die Mannschaft gehe gut mit Endos Abschied um. Auf dem Platz wird sie das allerdings erst noch beweisen müssen.

Kader VfB Stuttgart

»Kicker«-Bericht zu Endo

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© dpa-infocom, dpa:230816-99-859762/4