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Schneider befürchtet dauerhaft weniger Bau-Kapazitäten

In der baden-württembergischen Bauwirtschaft herrscht Alarmstimmung. Sparkassenpräsident Peter Schneider fürchtet, dass viele Beschäftigte der Branche dauerhaft den Rücken kehren - und warnt vor den Folgen.

Sparkassenpräsident Schneider
Peter Schneider, der Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg. Foto: Bernd Weissbrod/DPA
Peter Schneider, der Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg.
Foto: Bernd Weissbrod/DPA

Südwest-Sparkassenpräsident Peter Schneider hat vor einem Kapazitätseinbruch im Bausektor gewarnt. »Es gibt erste Insolvenzen. Und je länger diese Situation anhält, desto mehr werden folgen«, sagte Schneider der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Dieser Kapazitätsabbau werde - wie zum Beispiel in der Gastronomie während der Corona-Pandemie - dazu führen, dass sich viele Menschen dauerhaft einen anderen Arbeitsplatz suchen würden.

Schneider: Fehlende Kapazität geht sofort in den Preis

»Im Wesentlichen haben wir ja Vollbeschäftigung - trotz dieser eher bescheidenen wirtschaftlichen Situation«, sagte er. Erfahrungsgemäß kehren die Menschen auch nach einer Krise nicht in ihren alten Job zurück. Der Investitionsbedarf im Bau bestehe aber weiter. »Wenn wir dann irgendwann mal wieder in eine starke Bautätigkeit kommen, sind die Kapazitäten nicht mehr da. Das geht sofort in den Preis.«

In der baden-württembergischen Bauwirtschaft herrscht seit Monaten Alarmstimmung. Insbesondere die Anstiege bei den Preisen für Material und Energie sowie den Kreditzinsen machen der Branche zu schaffen. Im ersten Halbjahr 2023 war die Zahl der genehmigten Wohnungen im Land um 21 Prozent auf 19.568 eingebrochen. In der Südwest-Bauwirtschaft arbeiten rund 350.000 Menschen.

Einbruch bei Kreditzusagen der Sparkassen

Spürbar war der Einbruch im Bausektor auch bei den 50 Sparkassen im Südwesten. Die Kreditzusagen für den privaten Wohnungsbau dümpelten bereits seit längerer Zeit auf dem Tiefstand monatlich von 400 bis 500 Millionen Euro, sagte Schneider. Auf diesem Stand bleibe man gerade hängen, es gebe null Impuls. »Zur Einordnung: In der Spitze hatten wir in den vergangenen Jahren 1,4 Milliarden. Jeden Monat.«

Ursächlich dafür seien neben den Baukosten- und Zinssteigerungen die hohen Grunderwerbs- und Zusatzkosten. Hinzu komme die Unsicherheit beim Thema Heizen. »In Teilen ist das eine hausgemachte Krise«, sagte Schneider. Die Politik agiere viel zu zaghaft und teilweise fehle den Handelnden das wirtschaftliche Grundverständnis. »Es sitzen zu viele Leute an wichtigen Stellen, die wenig Ahnung haben.«

Schneider für Senkung der Kaufnebenkosten und Schuldzinsabzug

Der Bund, die Länder und die Kommunen würden sich viel zu häufig gegenseitig die Themen zuschieben. »Dann nimmt das Drama seinen Lauf«, sagte Schneider. »Ich behaupte: Wenn man maßgeblich an vier, fünf Schrauben dreht, dann wird das Ding ganz schnell wieder flott. Weil die Nachfrage auf dem Markt da ist.«

Schneider forderte unter anderem eine Senkung der Kaufnebenkosten und eine Wiedereinführung des privaten Schuldzinsabzugs - also der Möglichkeit, die Bauzinsen von der Steuer abzusetzen. »Das hatten wir doch alles schon mal. Das muss ich nur aus der Schublade rausziehen, 2024 draufschreiben und los geht's«, sagte er. Die Steuerausfälle aus der Krise im Baubereich seien doch mittlerweile größer als die Kosten für diese Maßnahmen. »Ich muss doch eine Kuh vorher füttern, bevor ich sie melke«, sagte er.

© dpa-infocom, dpa:240109-99-537751/2