Von seinem pragmatischen Ansatz möchte Frank Schmidt nicht abweichen. Auch dann nicht, wenn am Samstag (15.30 Uhr/Sky) der FC Bayern München zum ersten Mal in einem Pflichtspiel zum Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Heidenheim kommt. »Natürlich verstehe ich, dass ein Spiel gegen den deutschen Rekordmeister mit seinen vielen herausragenden Spielern und seiner großen Strahlkraft etwas Besonderes ist für das Umfeld und für die Fans«, sagte der Trainer am Freitag. »Aber an unserer Herangehensweise hat sich nichts geändert. Wir brauchen noch Punkte und die wollen wir möglichst schnell holen.«
Im Hinspiel durften die Heidenheimer an der Überraschung bereits schnuppern. Zwar führten die Bayern zur Pause nach zwei Toren von Ausnahmestürmer Harry Kane standesgemäß mit 2:0. Doch innerhalb von drei Minuten glich der Neuling aus. »Wir waren zu jeder Zeit in der Lage, zuzuschlagen. Aber nach dem 2:2 sind wir euphorisch geworden. Das ärgert mich immer noch«, sagte Schmidt über die 2:4-Niederlage. »Gott sei Dank haben wir uns entwickelt.«
»Man muss bei uns mit allem rechnen«
Eine positive Entwicklung haben viele seiner Profis in dieser Saison genommen: Jan-Niklas Beste wurde als erster Spieler des FCH zu einem Lehrgang der deutschen Fußball-Nationalmannschaft berufen. Eren Dinkci spielte sich mit seinen Leistungen in den Fokus des Europa-League-Achtelfinalisten SC Freiburg und wird nach dem bevorstehenden Ende der Leihe zur neuen Saison in den Breisgau wechseln. Auch Lennard Maloney feierte bei der US-Auswahl sein Debüt in dieser Spielzeit.
Reichen die Fortschritte Einzelner, aber auch des Kollektivs aus, um die Bayern ins Wanken zu bringen? »Man muss bei uns mit allem rechnen - auch mit dem Guten«, sagte der Coach am Tag vor dem Duell. Gegen die beste Offensive der Liga reiche es jedoch nicht, »nur zu verteidigen«, meinte Schmidt. »Auch dann kannst du Gegentore fressen.«
Verzichten muss der Coach auf Defensivspieler Norman Theuerkauf, der aufgrund einer Erkrankung nicht zur Verfügung steht. Zudem fehlt Offensivmann Nikola Dovedan gesperrt. Maloney könnte dagegen wieder in die Startelf rücken. »Er ist Mitte der letzten Woche wieder ins Training eingestiegen. Grundsätzlich gibt es keine Einschränkungen mehr«, sagte Schmidt.
Kräfte einteilen? Nicht beim 1. FC Heidenheim
Der Heidenheimer Coach hat trotz der Außenseiterrolle seiner Mannschaft eine klare Vorstellung, wie der Auftritt aussehen soll. »Kräfte einteilen? Wir? Das gibt es bei uns nicht - egal gegen wen es geht und worum es geht. Wer Kräfte einteilt, der kann gehen.« Indes glaubt Schmidt auch nicht, dass sich die Bayern vor ihrem Champions-League-Duell mit dem FC Arsenal schonen werden.
Die Heidenheimer liegen vor dem 28. Spieltag auf Kurs Klassenerhalt - unabhängig davon, ob ihnen die Überraschung gegen die Bayern gelingt. Wirtschaftlich sieht es ebenfalls gut aus, denn das Beratungsunternehmen MHP bleibt bis 2027 Haupt- und Trikotsponsor. »Das ist ein großartiges Signal«, sagte der Vorstandsvorsitzende Holger Sanwald über die Vertragsverlängerung. Auch er hofft, dass der FCH das nächste Signal auf sportlichem Wege senden kann.
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