Nach dem Schütteltod eines fünf Jahre alten Kindes steht an diesem Mittwoch (13.30 Uhr) der Freund der Mutter in Stuttgart vor Gericht. Der Mann soll im Sommer 2020 in Sindelfingen den Sohn der Frau durch heftiges Schütteln umgebracht haben, während er eigentlich auf ihn aufpassen sollte. Der 1997 geborene Mann ist wegen Totschlags angeklagt. Das Kind war nach Angaben des Landgerichts vier Tage nach der vorgeworfenen Tat an den Folgen einer irreversiblen Hirnschädigung gestorben. Die Schwurgerichtskammer hat insgesamt sechs Verhandlungstage angesetzt, um zu einem Urteil zu kommen.
Es wäre alles andere als ein Einzelfall. Immer wieder müssen sich Strafkammern mit den oft tödlichen Folgen starken Schüttelns auseinandersetzen, sehr oft müssen die Verantwortlichen für viele Jahre ins Gefängnis. Nicht selten verlieren Eltern die Nerven und schütteln ihr Baby oder Kleinkind heftig, weil es zum Beispiel anhaltend schreit.
Schon seit einigen Jahren versucht ein Bündnis gegen Schütteltrauma über die Gefahren aufzuklären. Nach seinen Schätzungen werden deutschlandweit jährlich zwischen 100 und 200 Säuglinge und Kleinkinder mit Schütteltraumata in Kliniken gebracht. Jedes vierte derart misshandelte Kind stirbt in der Folge, die meisten Überlebenden erleiden dauerhafte Schäden. Aber die Dunkelziffer ist hoch, da leichtere Fälle schwer zu erkennen sind, wie das Nationale Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mitteilt.
Nach einer bereits zwischen 2006 und 2009 erstellten Studie (ESPED oder »Erhebungseinheit für Seltene Pädiatrische Erkrankungen in Deutschland«) sind Väter für bis zu 60 Prozent der Fälle verantwortlich, Lebensgefährten der Mutter tragen in 9 Prozent der Fälle die Schuld. Besonders betroffen sind Kinder zwischen sechs und acht Wochen, es können aber auch ältere Jungen und Mädchen durch Schütteln zu Tode kommen.
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