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Südwest-Wirtschaft bereitet sich auf Gasmangel vor

Wegen des Ukraine-Kriegs gilt die Versorgung Europas mit Gas aus Russland als gefährdet. Unternehmen stellen sich auf gedrosselte Lieferungen ein. Der Südwesten ist als wichtiger Industriestandort besonders gefordert.

In der aktuellen Energiekrise bereitet sich die Wirtschaft im Südwesten intensiv auf einen möglichen Gasmangel vor. »Was das Energiesparen betrifft, drehen unsere Mitgliedsunternehmen derzeit jeden Stein um«, sagte Wolfgang Grenke, Präsident des Dachverbandes BWIHK, der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Die Einsparpotenziale seien in den Branchen aber unterschiedlich groß. Grenke warnte vor »einfachen Rechenspielen« mit pauschalen Vorgaben. »Würden diese verordnet oder Betriebe von der Gasversorgung gar abgeschnitten, drohen (....) bleibende Schäden bis hin zum Verlust von tausenden Arbeitsplätzen«, sagte der Chef des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK).

Ähnlich äußerte sich am Freitag Peer-Michael Dick, Hauptgeschäftsführer des Verbands Unternehmer Baden-Württemberg: »Angesichts der Absenkung der Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 drohen bei uns im Winter Versorgungsengpässe, die die Unternehmen und damit auch den Arbeitsmarkt hart treffen würden«, sagte Dick. Baden-Württemberg ist nach Angaben des Stuttgarter Wirtschaftsministeriums der größte Industriestandort in Deutschland.

In ganz Deutschland stellen sich Unternehmen darauf ein, dass Russland als Reaktion auf die westlichen Sanktionen wegen des Angriffs auf die Ukraine seine Gaslieferungen weiter drosselt. Für die Chemieindustrie, die Glasindustrie oder Walzwerke der Stahlindustrie ist Gas laut Experteneinschätzung unverzichtbar.

Der Autobauer Mercedes-Benz hatte angekündigt, mit einem Notplan den Erdgasverbrauch in Deutschland noch im laufenden Jahr um bis zu 50 Prozent senken zu können. Der Konzern mit dem Stern setzt auf Strom, Öl und Einsparungen, um Gas zu ersetzen. Die Stuttgarter drückten nach eigenen Angaben ihren Gasverbrauch bereits um ein Zehntel.

Der benachbarte Sportwagenbauer Porsche teilte auf Anfrage mit, man überprüfe laufend Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu vermindern. Der Hersteller entschied bereits, die Temperatur in Büros und in der Produktion um jeweils zwei Grad zu senken - der gesetzliche Rahmen werde damit eingehalten, teilte ein Sprecher mit.

Der Maschinenbauer Trumpf aus Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) nutzt Gas vor allem zum Heizen, wie ein Sprecher berichtete. Bereits im vergangenen Winter fuhr der Hersteller Heizungen herunter. Auf längere Sicht setzt das Familienunternehmen unter anderem darauf, weitere Wärmepumpen zu installieren und ältere Bürogebäude zu renovieren.

Beim Stuttgarter Autozulieferer Mahle wird ein Gasmangel einem Sprecher zufolge als »ein besorgniserregendes Szenario« gesehen. Mahle arbeite in einer Arbeitsgruppe seit Monaten daran, sich auf verschiedene Möglichkeiten einzustellen. »Entscheidend wird im Fall einer Gasverknappung jedoch sein, wie in den jeweiligen Ländern die Zuteilung von Gas geregelt wird - das ist heute noch nicht absehbar«, sagte der Sprecher. Mahle wolle den Energiebedarf an allen Standorten deutlich senken und verstärkt auf regenerative Energieträger umsteigen.

BWIHK-Chef Grenke berichtete von vielen Rückmeldungen von Unternehmen an seinen Verband. Er kritisierte komplizierte Verfahren im Bereich der erneuerbaren Energien. Auch ein Umstellen auf Öl und Kohle müsse in der Krise schneller gehen: »Es kann nicht sein, dass hier Genehmigungsverfahren länger dauern als die Umrüstung oder der Aufbau selbst«, sagte Grenke

© dpa-infocom, dpa:220729-99-202185/3