Nach zwei Jahren Corona-Pause steigt sie wieder: Die traditionelle Stallwächterparty der baden-württembergischen Landesvertretung in Berlin. Es sollen bis zu 1500 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kommen. Als Stargast wird der grüne Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck erwartet. Wie um die Annäherung von Grünen und Union in vielen Bundesländern zu unterstreichen, kommt auch der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz. Der 66-jährige Sauerländer und Wirtschaftsexperte hat viele Fans im Südwesten - in der CDU und bei den Unternehmen. Für die SPD hat sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) angesagt.
Hingegen soll Ampel-Kanzler Olaf Scholz (SPD) wegen der Hochzeit von Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner abgesagt haben. Im Vergleich zu früheren Festen fällt auf, dass es sehr politisch wird und kaum Promis aus der Kulturszene auftauchen werden. Dafür tritt am späteren Abend der Popmusiker Joris auf, der mal an der Popakademie in Mannheim studiert hat. Dennoch finden manche Bundespolitiker aus dem Südwesten: »Früher war mehr Lametta.«
Gastgeber Winfried Kretschmann wird reichlich bekannte Gesichter zu begrüßen haben, denn traditionell reisen viele Ministerinnen und Minister sowie Landtagsabgeordnete aus dem Südwesten an. Ob der grüne Regierungschef allerdings allen die Hand geben wird, muss man noch sehen, denn die Corona-Zahlen steigen wieder an. Hausherr Rudi Hoogvliet, Berliner Horchposten für Kretschmann, bat die Gäste denn auch, sich vor dem Event freiwillig auf Covid-19 testen zu lassen.
Kretschmann nutzt seinen Berlin-Aufenthalt für einen Kennenlern-Termin mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und will ihm dabei gleich mal sagen, dass Baden-Württemberg mehr Geld für Busse und Bahnen braucht. Am Freitag steht dann die letzte Sitzung des Bundesrats an. Apropos: Die Stallwächterparty war ursprünglich mitten in der parlamentarischen Sommerpause, doch seit einiger Zeit findet sie kurz davor statt. Seit 1964 wird gefeiert. Damals in Bonn war alles noch etwas kleiner: Es kamen etwa 70 Mitarbeiter, die »Stallwache« halten mussten, zu roten Würsten und Trollinger.
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