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Südwestmetall warnt vor Verlust von Wettbewerbsfähigkeit

Zieht es Unternehmen aus dem Südwesten künftig mehr ins Ausland? Der Arbeitgeberverband mahnt vor einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit - und sieht mehrere Hebel für die Industrie.

Oliver Barta
Oliver Barta, der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, spricht. Foto: Bernd Weißbrod
Oliver Barta, der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, spricht.
Foto: Bernd Weißbrod

Der Arbeitgeberverband Südwestmetall hat vor den Folgen der Energiewende für die Industrie gewarnt. »Wir merken, wie die Unternehmen in Baden-Württemberg zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit verlieren«, sagte Hauptgeschäftsführer Oliver Barta der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Gerade kleine und mittelständische Unternehmen überlegten sich sehr genau, wie sie sich weiterentwickeln. Das Ausland vermittele vielen Firmen, dass sie dort wettbewerbsfähiger produzieren könnten als im Südwesten. »Das ist eine reine Kostenrechnung, die wir ganz genau im Auge behalten müssen«, sagte Barta.

Es gehe darum, die Transformation weg von der fossilen Industrielandschaft zu gestalten und eine Deindustrialisierung zu verhindern. »Der Befund der Ausgangssituation ist völlig klar, und ich glaube, dass wir so erwachsen sein sollten, die Punkte anzugehen«, sagte Barta. »Jetzt ist die Zeit, den Turbo einzulegen.«

»Ungeregelt und unbearbeitet laufen wir in den Wohlstandsverlust«, warnte Barta. Der Industrie stünden aber verschiedene Hebel zur Verfügung. Bei der Energieversorgung brauche es ausreichend nicht-fossile Energie zu bezahlbaren Preisen. »Der schlichte Zukauf von Energie von außen ist aus meiner Sicht sehr kurz gesprungen«, sagte Barta. »Wir brauchen eine zuverlässige eigene Energieversorgung, ohne wieder große Abhängigkeiten aufzubauen.« Man müsse sich im Klaren darüber sein, dass die aktuellen Stromnetze für künftige Bedarfe nicht ausreichend geeignet seien. »Das ist nicht zu Ende besprochen, und da sehe ich auch noch kein Lösungsmodell«, sagte Barta.

Bei den Beschäftigten müsse zum einen sichergestellt werden, dass es eine auskömmliche Anzahl an Fachkräften und Arbeitskräften gibt. Zum anderen müssten Arbeitskräfte für neue Tätigkeiten qualifiziert werden. Die Qualität und die Innovationen der Industrie hätten Baden-Württemberg letztlich so stark gemacht. »Dieses Niveau gilt es zu halten«, sagte Barta.

Zudem müsse die Arbeitsumgebung attraktiv sein. »Aus meiner Sicht bedarf es einer Beschäftigungsstruktur, die wirklich ein flexibles Arbeiten ermöglicht«, sagte Barta. »Ich nehme wahr, dass ein starres Konzept mit einer Arbeitszeithöchstgrenze pro Tag und zwingender elfstündiger Ruhezeit von keinem mehr erwartet oder gewünscht ist.«

Barta ist seit März dieses Jahres bei Südwestmetall und seit April alleiniger Hauptgeschäftsführer. Er übernahm den Posten von Peer-Michael Dick, der das Amt seit 2008 innehatte. Barta hatte zuvor für die Bosch Thermotechnik mit Sitz in Wetzlar die weltweite Personalarbeit verantwortet.

© dpa-infocom, dpa:230502-99-523982/2